Warum geschlossene Beteiligungen für dich keine Option sein sollten
Lerne aus meinen finanziellen Fehlern!
Heute mal etwas außer der Reihe und in eigener (Termin-)Sache, in der ich mir Rückmeldungen, Diskussionen und Erkenntnisse erhoffe. Es wird also nicht der x-te ETF-Artikel (den ich zu gegebener Zeit auch noch schreibe). Für dich ist aber auch was drin!
Du kannst aus einem meiner Fehler lernen. Es ist eine Sache, sich für seine Erfolge zu feiern und die Welt wissen zu lassen, dass man ein toller Typ ist. Mitunter lernst du als Leser auch daraus, kannst erfolgreiche Strategien ggf. für dich adaptieren und in der Folge davon profitieren.
Klar ist aber auch, dass man aus Fehlern lernen kann. Nichts schmerzt so sehr wie eigene Fehler. Es lässt sich jedoch auch prächtig von den Fehlern anderer lernen.
Mein größter finanzieller Fehler war das Investieren in geschlossene Beteiligungen. Heute will ich einmal aufzeigen, wie lange man an den Folgen einer solchen Fehlinvestition herumzudoktern hat und was noch alles für Hiobsbotschaften eintrudeln können, nachdem man schon längst weiß, dass die Beteiligung gegen die Wand gefahren wurde.
Nach den vielen Kommentaren zu meinem letzten Artikel möchte ich dich heute wieder um deine Meinung, Einschätzung der Lage und um deine Handlungsempfehlung für die beiden zur Abstimmung stehenden Optionen bitten.
Vielleicht bist du sogar Jurist und kannst deine Expertise einbringen oder du bist von einer ähnlichen Situation betroffen und kannst mir deine Erfahrung diesbezüglich mitteilen. Aber auch gut gemeinte Laienmeinungen sind gern gesehen. Ich werde niemanden haftbar machen ;)
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Vorgeschichte - Meine geschlossenen Beteiligungen
Dies war eine der wenigen geschlossenen Beteiligungen, die ich nicht aktiv von meiner Seite aus herausgesucht hatte. Es lief vielmehr so: Ich kenne jemanden, der jemanden kennt und die Bekannte von dessen Kegelbruder arbeitet nebenbei für einen Versicherungsvermittler. Die haben n tolles KFZ-Haftpflicht Angebot am Start.
Die KFZ-Haftpflicht für sich betrachtet war tatsächlich vom Preis-/Leistungsverhältnis her die beste, die ich je hatte. Im Nachhinein kam
sie mich auf unerwartete Art und Weise doch noch extrem teuer zu stehen.
Was war passiert?
Über den „Türöffner“ KFZ-Haftpflicht wurde mir die Beteiligung angeboten, um die es hier geht: MCE 07 Sternenflotte. Eine Art Dachfonds für verschiedene Schiffsbeteiligungen. Schiffsbeteiligungen??? Im Ernst?
Die liefen zu dem Zeitpunkt schon mehr als mies, wie ich nur zu gut aus eigener Erfahrung wusste. War ich doch bereits an zwei von solchen Dingern beteiligt und da war schon klar, dass die wohl den Bach runter gehen würden…
Schiffbruch - Historie Schifffonds
Es ist aber auch wahr, dass Schiffsbeteiligungen vorher meist problemlos ihren Zweck erfüllt haben. Kurz nachdem ich in diese Art der Anlage eingestiegen bin, ist die weltweite Handelsschifffahrt im Zusammenhang mit der Rezession ab 2008 kollabiert und konnte sich bis heute nicht mehr erholen.
Die kalkulierten Charterraten für die Schiffe sind nicht annähernd zu erzielen. Schifffonds gehen Reihenweise in die Insolvenz, weil die Einnahmen die Unkosten bei weitem nicht decken.
Warum hat der Freak trotzdem zugeschlagen?
Das frage ich mich heute auch! Ich hatte damals eine hohe Cashreserve, die darum bettelte angelegt zu werden. Die typischen Fallen haben zugeschnappt.
Gier: Ich hatte extrem Bock auf die prospektierte Rendite.
Steuerersparnis: Immer gut. Nehm ich!
Der „Berater“ hat mir das Ding auch nach allen Regeln der Kunst schmackhaft gemacht. Ich hätte gedacht, dass ich mich nicht zu jedem Scheiß überreden lasse aber er hat es tatsächlich geschafft. Unter anderem meinte er, dass der Dachfonds es sich ja grade zu Nutze macht, dass die ganzen Schiffsbeteiligungen Richtung Insolvenz steuern. Stichwort: Billig einkaufen!
Das klang alles so logisch und natürlich (!!!) ließ er nicht unerwähnt, dass er selbst auch in dieses geniale Produkt investiert. Is klar!
Ich war also mit 20 großen Scheinen dabei und die Ausschüttungen im ersten Jahr kamen planmäßig. Da denkste erstmal das läuft. Aber es kam, wie es kommen musste: Schon die erste Ausschüttung im Folgejahr wurde unter den
wildesten Erklärungskonstrukten erheblich gekürzt. Da wusste ich dann schon wie es weiter geht. Alles schon erlebt…
Die Quatschbacke hat mich zwar schön um den Finger gewickelt aber am Ende bin ich für meine Entscheidungen immer noch selbst verantwortlich. Ich möchte klarstellen, dass ich die Schuld hier nicht nur bei allen anderen sehe. Das Ding hab ich selbst verbockt!
Merke: Hände weg von geschlossenen Beteiligungen. Gier und in Aussicht gestellte Steuerersparnisse waren noch nie gute Ratgeber und werden
es niemals sein. Mein Schnitt in dem Bereich Beteiligungen ist nicht wirklich toll: ca. 200.000€ Verlust (ich habe/hatte noch etliche weitere, neben der hier
erwähnten).
Worum geht es genau?
Dass es das Ding im Laufe der Zeit also komplett zerreißen sollte ist ja nun kein Geheimnis mehr. Worum geht es mir in diesem Artikel neben der Warnung vor diesen Produkten konkret?
Um die oben genannten Ausschüttungen.
Es waren in meinem Fall 1.300€, die ich als Rückflüsse aus der Beteiligung
erhalten hatte, bevor nix mehr ging. Nun könntest du denken: Auf jeden Fall
beschissen – aber immerhin kein Totalverlust.
Auch das wusste ich inzwischen besser. Hab ja schon einige Insolvenzen im Bereich geschlossene Beteiligungen durch. Es ist nämlich so, dass die Ausschüttungen im Insolvenzfall komplett zurückgefordert werden können, so sie nicht aus „handelsrechtlichen Gewinnen“ stammten.
Stammten sie nicht.
Es handelte sich damals nur um „Liquiditätsüberschüsse“. Dass die im Insolvenzfall ernst machen, habe ich wie gesagt schon bei einer anderen Beteiligungsinsolvenz erlebt. Soweit also auch klar.
Was ist in diesem Fall neu und anders?
Die Treuhand- & Verwaltungsgesellschaft hat alle investierten Anleger zur Abstimmung aufgerufen. Um die Insolvenz zu vermeiden wurde ein Abwicklungskonzept entwickelt, über das bis zum 13.02. abgestimmt
wird. In diesem Schreiben (hier als pdf) wird lang und breit erklärt welche
Vorteile die Abwicklung gegenüber der Insolvenz hätte.
Eine Komponente soll sein, dass alle Anleger die erhaltenen Ausschüttungen freiwillig zurückzahlen. Zusätzlich würde die Verwaltungsgesellschafft auf allerlei Gebühren und Vergütungen verzichten. Die Gesamtsumme soll dann reichen, um alle Gläubiger auszuzahlen und den Fonds liquidieren zu können. Ergebnis für die Anleger: Totalverlust!
Für mich sieht das auf den ersten Blick so aus als könnte mir die Form des „gegen die Wand Fahrens“ piepegal sein. Totalverlust ist Totalverlust - ob nun durch Insolvenz oder Abwicklung/Liquidation.
In dem Begleitschreiben zu der Abstimmung finden sich neben der mehrmaligen deutlichen Aufforderung FÜR die Abwicklung zu stimmen aber auch Sätze wie:
Und:
Alles klar?
Mir nicht! Das war mir schon wieder dermaßen zu viel, dass ich meine Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen widmete und mich an den Gedanken
hielt, dass ich schon nicht mehr zurückzahlen müsste, als ich an Auszahlungen
erhalten hatte.
Anruf des Vermittlers
Als ich das ätzende Thema gerade so richtig schön nach allen Regeln der Kunst verdrängt hatte rief mich eine Mitarbeiterin der Vermittlerbude an, bei der ich an dieses geniale Produkt gekommen bin. Von denen hatte ich natürlich vorher in all den Jahren nix gehört.
„Post von MCE, ne!?“ Ich bestätigte irritiert. Sie: „Schlechte Nachricht: Quasi Insolvent! Gute Nachricht: Prospektfehler, blablabla… Musterprozess… spezialisierte Anwaltskanzlei, …. können se sich mal unverbindlich in den Infoverteiler aufnehmen lassen. Ich schick Ihnen da ma was zu (hier als pdf).
Bei der Abstimmung aber auf jeden Fall GEGEN die Abwicklung stimmen! Wir brauchen die Insolvenz, um die anne Eier zu kriegen!“
Aha.
Und nun?
Für mich sieht es so, dass hier jede Seite seine natürlichen Interessen vertritt. Die Verwaltung muss wahrscheinlich selber weniger reinbuttern, wenn die Anleger ihre Ausschüttungen zurückzahlen und die Abwicklung gelingt. Und andersrum wollen die Vermittler die Gesellschaft drankriegen, damit sie selber nicht als die Kackvögel dastehen.
Mir eigentlich immer noch egal. Alles Verbrecher. Beide Seiten.
Ich hab mir erstmal vorgenommen, freiwillig nix zurück zu zahlen. Das kann ich im Insolvenzfall immer noch tun. Nicht, dass ich an der Insolvenz zweifle aber dann weiß man wenigstens woran man ist…
Das passt ja eher zu der Strategie der Vermittlerfraktion und der Anwaltskanzlei, die natürlich auch nur mit dem Elend anderer Leute Geld
verdienen will. Das kenne ich auch schon von den anderen, in Schieflage
geratenen, Beteiligungen. Ich habe den ganzen Anwaltsbriefen nie große
Beachtung geschenkt. Aber diesmal ist die Konstellation etwas anders und interessanter.
Meine Fragen an dich
Wie siehst du die Lage?
Abstimmen für oder gegen die Abwicklung?
Ist es denkbar, dass im Insolvenzfall Forderungen auf mich zukommen, die die Ausschüttungen an mich (1.300€) übersteigen? (so verstehe ich Bild 1; wobei mir schleierhaft ist wieso das so sein sollte)
Kann es also tatsächlich passieren, dass einzelne Anleger mehr zurückzahlen müssen, als sie an Ausschüttungen erhalten haben und andere komplett verschont bleiben? (so interpretiere ich Bild 2)
Bist du Jurist und kannst eine einfache - selbstverständlich unverbindliche - Einschätzung abgeben?
Hast du ähnliche Erfahrungen, die du hier teilen kannst?
Auch die Meinungen aller anderen würde mich interessieren. Völlig unabhängig davon, ob juristisch belastbar oder nicht. Einfach wie du
weiter vorgehen würdest und warum. Ich freu mich wirklich über jede Meinung.
Gerne auch per Mail, wenn du das nicht öffentlich in den Kommentaren tun möchtest!
Vielen Dank im Voraus!
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017 12:56)
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017 12:57)
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Vincent (Donnerstag, 09 Februar 2017 16:37)
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017 16:38)
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017)
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017 16:39)
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017 23:46)
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017 23:46)
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V (Donnerstag, 09 Februar 2017 23:47)
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V (Freitag, 10 Februar 2017 09:13)
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V (Freitag, 10 Februar 2017 09:14)
12
V (Samstag, 11 Februar 2017 01:20)
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Robert (Montag, 05 Juni 2017 18:09)
Hi,
also ich bin auch nur absoluter Laie und wünsch dir erstmal viel Glück.
Am wichtigsten ist wohl zukünftig nichts mehr von Versicherungsvertretern und Co. zu kaufen. So hart es klingt, aber wer in seinem Leben nichts besseres geschafft hat als KFZ-Versicherungen zu verkaufen, der kann imho kein Finanzspezialist sein.
Welche Rechtsform hat denn die Beteiligungsgesellschaft dann? Wenn du dann quasi in ner GbR oder ähnliches bist, bist halt im Arsch.
Mir stellt sich eher die Frage, warum du für so große Investitionen nicht ne UG / GmbH oder ähnliches gründest und damit investierst. Ist im Immobilienbereich ja gängige Praxis, sollte hier auch irgendwie umsetzbar sein, meiner Meinung nach.
Viel Erfolg auf jeden Fall!
V (Montag, 05 Juni 2017 18:11)
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