Extra-Gewinne beim Aktienerwerb: Optionshandel als Alternative zur Limit-Order
Wie du mit gezielt gesetzten „Puts“ das Aktienportfolio günstig(er) erweiterst
Dieser Gastbeitrag behandelt ein ebenso spannendes wie lukratives Thema, das du aus meinen monatlichen Zusammenfassungen bereits kennst: Optionshandel.
Eine wahre Größe auf diesem Gebiet ist Olaf Lieser, Geschäftsführer der Plattform Optionsuniversum. In diesem Artikel zeigt er, dass sich Optionshandel bei weitem nicht nur für Zocker und Trading-Freaks lohnt, sondern praktisch für jeden, der sein Portfolio durch den Erwerb bestimmter Aktien erweitern möchte. Short Puts ist hier das Zauberwort, mit dem entweder die Kostenbasis beim Kauf gesenkt oder direkt bares Geld verdient werden kann.
Als echte Alternative zur klassischen und teilweise recht teuren Limit-Order können Short Puts bares Geld sparen oder eben bares Geld einbringen. Wie das geht, erfährst du in diesem Artikel – daher: Vorhang auf für den Optionshandelsexperten Olaf Lieser!
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Eine bessere Kostenbasis beim Aktienkauf?
Hohe Volas, Marktturbulenzen im letzten Quartal und im wahrsten Sinne des Wortes ein blutroter Monat zum Jahresende: Wer denkt gerade da an Aktienkäufe? Wir jedenfalls schauen voraus! Hast du eine Aktie im Blick, an welcher du schon immer langfristig interessiert warst? Natürlich gibt es diese gerade billiger. Die im vorliegenden Artikel beschriebene Methode des Aktienerwerbs schafft dir aber einen zusätzlichen finanziellen Vorteil, wie wir herausarbeiten werden.
Wir wollen dir eine innovative Methode vorstellen, Aktien zu kaufen, und dabei noch eine bessere Kostenbasis zu erzielen als auf konventionelle Art: Durch Schreiben (Verkaufen) einer Put-Option. Zur Erinnerung: Wird der Put ausgeübt, so ist dessen Verkäufer (auch Stillhalter genannt) verpflichtet, einhundert Aktien des Basiswertes, auf den sich diese Option bezieht, abzunehmen, und zwar zum Ausübungspreis.
Aus dieser Verpflichtung des Stillhalters kann auch eine Chance werden: Wenn er tatsächlich von vorneherein die Absicht hat, die Aktien zu kaufen. Dann ist die sogenannte Andienung, also das pflichtmäßige Kaufen der Aktien durch den Stillhalter aufgrund der Ausübung der Put-Option eine gute Gelegenheit dazu.
Methoden des Aktienkaufes
Die gängigsten Wege, an Aktien zu kommen, sind sicherlich Market-Orders und Limit-Orders. Bei einer Market-Order wechseln die Aktien zum aktuellen Marktpreis den Besitzer, bei der Limit-Order nur, wenn ein besserer, gewünschter Preis erreicht wird.
Bei der Andienung per Short Put kauft man der Gegenseite einhundert Aktien zum festgelegten Preis ab, falls die Option ausgeübt wird – was der Käufer des Puts entscheiden kann. Dies wird immer dann geschehen, wenn der Put im Geld verfällt. Wie immer lässt sich der Stillhalter das Recht der Optionsausübung von der Gegenseite in Form der Optionsprämie bezahlen.
Warum würde man dieses Verfahren anwenden?
Für das Geschäft, das du sowieso machen willst (den Aktienkauf) nimmst du auch noch eine Prämie ein. Es gibt nun grundsätzlich zwei Hauptvorteile.
Erstens: Wenn du die Aktien nicht bekommst – dadurch, dass deren Marktpreis dir „wegsteigt“ –, so hast du trotzdem die Optionsprämie für den Short Put vereinnahmt. Diese verbleibt dir als Gewinn.
Wer eine Limit-Order aufgegeben hat, geht in diesem Falle leer aus. Dieses Spiel kann sich sogar mehrmals wiederholen. Ein Szenario dafür wäre ein Trend, in den du mit einsteigen möchtest. Idealerweise bekommt man die Aktien bei einem Preis-Rücksetzer. Kommt dieser aber nicht, so erhält man keine Aktien. Wer es über den Short Put versucht hat, macht trotzdem einen kleinen Gewinn wie beschrieben – und das gegebenenfalls mehrmals nacheinander.
Zweitens: Solltest du die Aktien angedient bekommen, so ist deine effektive Kostenbasis sogar noch niedriger als der Ausübungspreis, nämlich um den Betrag der eingenommenen Optionsprämie. Während manche Händler für einfache Limit-Orders je nach Broker sogar noch Gebühren zahlen müssen, werden wir bezahlt für unseren Short Put!
Die hohen impliziten Volatilitäten und damit hohen Optionspreise in der aktuellen Marktphase begünstigen den Aktienkauf per Short Put sogar noch. Du verbilligst deinen Einstand weiter.
Beispiel: Hat der Put einen Strike von 100 US-Dollar und bringt eine Prämie ein von 2,65 US-Dollar, so hat der Trader letztlich nach Andienung eine Nettoausgabe von 97,35 US-Dollar für eine Aktie.
Keine Aktien bei kurzer Berührung des gewünschten Preises
Der Hauptnachteil des Aktienerwerbs über Short Puts ist, dass die Andienung praktisch nur am Laufzeitende erfolgt. Im Gegensatz dazu wird eine Limit-Kauforder ja ausgeführt, wenn der Preis der Aktie nur kurz berührt oder unterschritten wird – egal wann, solange die Order aktiv ist.
Wenn du kurzfristig die Aktie willst, so kommst du nicht um eine Limit-Order herum. Wenn du einen längeren Atem hast und an einen Rücksetzer innerhalb der nächsten Wochen glaubst, so ist der Weg über den Short Put definitiv eine clevere Alternative.
Welche Basiswerte, welchen Strike und welchen Verfall wählen?
Grundsätzlich funktioniert die Strategie mit allen Aktienoptionen. Sie funktioniert auch mit anderen Basiswerten, solange die Art der Optionsausübung „physisch“ ist, also Andienung des Basiswertes und kein Cash Settlement (Barausgleich) stattfindet. Wenn man tatsächlich die Absicht hat, die Aktien zu erwerben, so sollte man einen Strike wählen, welcher möglichst bei einem Kursrücksetzer erreicht wird.
Eine typische Laufzeit wäre vier bis sechs Wochen; man kann die ganze Sache aber auch kurzfristiger aufziehen – im Extremfall mit Weeklies, also Optionen, die nur noch wenig Laufzeit haben. Der Autor dieses Artikels möchte sich die etwas geringere Flexibilität (Andienung nur am Laufzeitende) mit einer Mindest-Optionsprämie von einem Prozent des Aktienwertes bezahlen lassen. Hat die Aktie zum Beispiel einen Wert von 103 US-Dollar, so soll die Option mindestens 1,03 US-Dollar kosten.
Wie immer bezieht sich eine Option auf 100 Aktien, so dass mit diesem Bezugsverhältnis multipliziert werden muss und somit mindestens 103 US-Dollar eingenommen werden sollen. Je höher der Put-Strike gewählt wird, desto wahrscheinlicher ist die Andienung. Von leicht im Geld bis aus dem Geld ist alles möglich.
In volatilen Marktphasen gibt es sehr hohe Prämien!
Verwandtschaft mit dem Covered Call
Wenn man sich das Gewinn- und- Verlustprofil eines Short Put anschaut, fällt die Ähnlichkeit mit dem des Covered Call auf. Diese Strategie wird einigen Lesern bekannt vorkommen: Hier wird auf jeweils hundert Aktien im Depot immer wieder ein Call verkauft, wodurch zusätzliches Einkommen generiert werden kann. Die Besprechung dieser Strategie ist ein Thema eines zukünftigen Artikels.
Die Ähnlichkeit des Risikoprofils ist kein Zufall. Aufgrund der sogenannten Put-Call-Parität verhält sich ein Short Put in der Tat sehr ähnlich. Man kann maximal die Prämie als Gewinn vereinnahmen, solange keine Andienung erfolgt ist.
Risikoverhalten
Fällt die Aktie deutlich unter den Ausübungspreis, so trägt man fast ihr volles Risiko mit. Solange der Short Put noch im Depot ist, spiegelt sich das in dieser Situation durch seinen steigenden Wert wider. Dies bedeutet einen unrealisierten Verlust.
Natürlich muss man in diesem Falle zum dann höheren Ausübungspreis die Aktien abnehmen. Bewegt sich die Aktie deutlich nach unten, und man würde entscheiden, sie doch nicht zu wollen, so könnte man den Put teurer zurückkaufen. Dies ist in liquiden Märkten möglich, führt aber zu einem realisierten Verlust.
Man sollte sich also für diese Strategie im Vorhinein klar darüber sein, dass man die Aktien auch wirklich will, auch unter Inkaufnahme eines zwischenzeitlichen Rücksetzers. Cash secured im klassischen Sinne heißt: Da man bereit ist, die Aktien zu kaufen, muss auch entsprechend viel Cash im Depot vorrätig sein. Handelt man auf Margin, so muss man mindestens die für die Aktien höhere Margin bereithalten.
Klarheit: Put-Verkauf nur zur Prämieneinnahme oder zum Aktienerwerb
Die beschriebene Strategie unterscheidet sich gegenüber der Art des Put-Verkaufes, bei dem man nicht die Absicht hat, die Aktien zu übernehmen. Letzteres macht man nur wegen der Prämieneinnahme. Der Anleger sollte sich vor Trade-Öffnung darüber im Klaren sein, ob er tatsächlich die Aktien will.
Kurz gesagt: Er braucht wie immer im Vorhinein einen konkreten Plan zum Handeln. Das wird wichtig, wenn die Aktie sich tatsächlich nach unten bewegt und ein unrealisierter Verlust entsteht.
Im Falle von Trades zur reinen Prämieneinnahme stehen dann Techniken wie Rollen oder aber das Schließen der Kontrakte im Verlust auf der Agenda. Man wartet typischerweise nicht die Andienung ab. Wer aber einen kleinen Rücksetzer in Kauf nimmt und gerne die Aktien abnehmen will, um sie länger zu halten, braucht dann nur zu warten.
Fazit
Ein alternativer Weg zum Aktienkauf wurde besprochen. Durch das Verkaufen eines Puts mit dem Ziel der Andienung kann man die Netto-Kostenbasis des Aktienerwerbs senken und sogar Geld verdienen, wenn man die Aktie aufgrund von deren Preisstärke gar nicht erhält. Somit ist dieses Verfahren einer einfachen Limit-Order in vielen Belangen überlegen.
Begriffe
Option aus dem Geld - Basiswertkurs so, dass Optionsausübung nicht wirtschaftlich ist.
Option am Geld - Basiswertkurs in der Nähe des Ausübungspreises der Option.
Implizite Volatilität (IV) - Erwartete Schwankungsbreite, enthalten im Optionspreis.
Margin - Sicherheitsleistung, zu hinterlegen für verschiedene Produkte, die einen Hebel haben, wie geschriebene Optionen und Aktien auf Margin.
Assignment - Das Optionsrecht wird ausgeübt; bei einem Call der Aktienkauf zum Ausübungspreis. Als Stillhalter (Short Call im Depot) im besprochenen Trade muss ich Aktien verkaufen. Ausübung automatisch durch die OCC (Options Clearing Corporation), wenn diese wirtschaftlich ist.
Andienung - Der Verkäufer des Puts muss die Aktien abnehmen, wenn der Put ausgeübt wird: Typischerweise wenn im Geld bei Verfall. Eine Form des Assignment.
Cash Settlement - Optionsausübung nicht durch Lieferung eines Basiswertes sondern durch Barausgleich: Ist eine Option im Geld, muss der Optionsverkäufer den inneren Wert an den Optionskäufer zahlen.
Cash secured - Der Trader hält die Menge Cash vor, die für die Optionsausübung beziehungsweise Andienung nötig ist.
Covered Call - Der Besitzer von 100 Aktien verkauft eine Call-Option darauf und liefert seine Aktien gegen Cash im Falle der Optionsausübung.
Über den Gastautor
Olaf Lieser ist Geschäftsführer der Optionsuniversum GbR, einer Trading-Wissensplattform, die er 2015 zusammen mit Christian Schwarzkopf gegründet hat. Das Webinar-Angebot von Optionsuniversum richtet sich sowohl an Anfänger als auch an fortgeschrittene Händler im Börsengeschäft. Die Plattform vermittelt Wissen über den Optionshandel und zeigt ihren Kunden Strategien auf, wie sie mit Optionen konstant profitabel an der Börse handeln können.
Olaf Lieser ist selbst als Trader-Coach für Optionsuniversum aktiv. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf der numerischen Analyse von Marktstrukturen und Volatilitäten, aus der er erfolgreiche Strategien für den Optionshandel entwickelt. Darüber hinaus ist Lieser als Referent und Fachautor zum Thema Trading tätig.
Seit über zehn Jahren handelt Lieser bereits erfolgreich Optionen und beschäftigt sich mit der Erforschung und Entwicklung von Messtechniken, numerischen Simulationen und statistischen Auswertungen zur Analyse des Optionsmarktes. Vor der Gründung von Optionsuniversum war Lieser als Software-Ingenieur für Aero Dynamik Consult in Neuhausen / Fildern tätig.
Olaf Lieser hat Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart studiert und einen Master of Engineering an der University of Arizona abgeschlossen, mit Schwerpunkt auf numerischer Analyse.
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Die Bedingungen und Gebühren sind bei folgenden Anbietern sehr ähnlich:
Vincent handelt über Banx:
Eine andere Möglichkeit ist Captrader*:
Ein dritter größerer Anbieter ist Lynx:
Und du so?
Hast du den Optionshandel schon für dich entdeckt und ausprobiert? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Handelst du lieber Future-Optionen, auf Aktien oder nutzt du die Strategie des Bull-Put Spread? Findest du auch, dass der Cash Secured Short Put ein cleverer Weg zur Aktie ist oder kennst du noch andere lukrative Wege?
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Titelbild: ©PIX1861 (CC0 Creative Commons; bearbeitet von V. Willkomm)
weitere Bilder: Oliver Lieser von Optionsuniversum.de
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Christoph H. (Dienstag, 05 Februar 2019)
Hallo Vincent,
ein interessanter Gastartikel von Olaf Lieser.
Wie handhabst du es eigentlich mit deiner Strategie beim Optionshandel? Nutzt du auch den Cash Secured Short Put , wenn du sowieso beabsichtigst eine Aktie zu kaufen oder wendest du in diesen Fällen ganz klassisch Market-Orders und Limit-Orders an?
Vincent (Dienstag, 05 Februar 2019 17:14)
Moin Christoph,
meine grundsätzliche Strategie beim Optionshandel besteht aus Short Puts auf Aktien, die ich gerne im Depot hätte.
Dabei überlege ich mir zum Zeitpunkt, zu dem ich den jeweiligen Short Put verkaufe, welchen Preis ich für die Aktie bereit bin zu zahlen.
Entsprechend setze ich meinen Strike. Fällt der Kurs zum Laufzeitende unter den Strike (Ausübung bei amerikanischen Optionen auch schon während der Laufzeit möglich) bekomme ich die Aktie günstiger als zum Zeitpunkt des Put-Verkaufs und zu einem Preis, der zumindest damals für mich ok war.
Ich nutze aber auch klassische Ordertypen, um Aktien zu kaufen. Besonders wenn man spontan eine Gelegenheit wittert, weil eine Aktie, die man gerne hätte innerhalb kurzer Zeit stark fällt, sollte man vielleicht direkt zuschlagen, wenn man sich sicher ist die Aktie zu wollen.
Beide Strategien haben ihre Berechtigung. Wie immer hat alles Vor- und Nachteile.
Da muss jeder seinen Weg finden. Das coole beim Short Put ist halt, dass man die Prämie auch kassiert, wenn der eigentlich Aktienkauf nicht gelingt, weil der Strike nicht erreicht wird. Wer aber eigentlich unbedingt die Aktie wollte, ist in dem Moment mit dem Optionshandel falsch beraten.
Beste Grüße
Vincent
Claus (Sonntag, 19 April 2020 00:07)
Hi Vincent,
ist in den derzeitigen sehr volativen Zeiten an der Börse der Optionshandel (für Dich) weniger lukrativ, weil das Risiko steigt das die Optionen ausgeübt werden?
Vincent (Sonntag, 19 April 2020 00:43)
Moin Claus,
es gibt doch immer 2 Seiten einer Medaille.
Bei hoher Volatilität sind die Prämien entsprechend auch höher.
Theoretisch bleiben die Möglichkeiten also bestehen, seine Zielprämie zu vereinnahmen. Bei höherer Vola kann ich den Strike weiter weg vom aktuellen Kurs setzen, ohne Prämie einzubüßen, weil diese wegen der erhöhten Vola mitgestiegen ist.
In diesem Artikel geht es ja aber hauptsächlich darum ausgeübt zu werden - also die Aktie eingebucht zu bekommen. Durch eine höhere Vola kann ich hier auch wieder die Prämien erhöhen.
Beste Grüße
Vincent
Matthias (Samstag, 13 Juni 2020 18:16)
Hallo zusammen!
Schaut doch mal auf meine Seite www.optionenhandeln.ch. Dort habe ich mit ein paar Trader Kollegen einige interessante Links und kostenlose PDF's für euch zum Thema Optionshandel zusammengefasst.
Liebe Grüße,
Matthias