In der Welt des Tradings ist Volatilität ein entscheidender Faktor, insbesondere für Optionshändler und Investoren, die auf Marktschwankungen setzen.

Wahrscheinlich hast du bereits von dem VIX gehört, dem sogenannten „Angstbarometer“, das die erwartete Volatilität des S&P 500 misst. Möglicherweise hast du auch meinen Artikel dazu gelesen: 

👉 VIX - Das Angstbarometer erklärt

Doch was viele nicht wissen, ist, dass es nicht nur Volatilität an sich gibt, sondern auch die „Volatilität der Volatilität“. Hier kommt der VVIX-Index ins Spiel, der die Schwankungsintensität des VIX selbst misst. In diesem Artikel erfährst du, wie du den VVIX, das VVIX/VIX Ratio, und deren Einfluss auf den Optionshandel effektiv nutzen kannst.

Der VVIX-Index misst die implizite Volatilität der Optionen auf den VIX. Als Berechnungsgrundlage dienen die gehandelten Optionen auf den VIX. Wenn der VIX die Volatilität des S&P 500 anzeigt, zeigt der VVIX an, wie stark die Volatilität des VIX selbst schwanken könnte und gibt damit Hinweise, wie schnell sich der VIX verändern könnte. Der VVIX wird auch als Volatility of Volatility bezeichnet, da er darstellt, wie volatil der VIX wird.

Ähnlich wie der VIX gibt der VVIX also einen Blick auf die zukünftigen Bewegungen, aber nicht auf den Aktienmarkt selbst, sondern auf die erwartete Volatilität im VIX. Wenn der VVIX hoch ist, bedeutet das, dass der Markt erwartet, dass die Volatilität im VIX stark schwanken könnte – was oft ein Zeichen für Unsicherheit oder Angst am Markt ist.

Für Optionshändler ist die Volatilität ein entscheidendes Element, um Chancen auf dem Markt zu nutzen. Wenn die Volatilität steigt, steigen auch die Optionsprämien, da die Unsicherheit im Markt zunimmt und Händler bereit sind, höhere Preise für Optionen zu zahlen, um sich abzusichern.

• Hoher VVIX: Ein hoher VVIX zeigt an, dass die Volatilität des VIX in naher Zukunft stark schwanken könnte. Für einen Optionshändler ist das ein Zeichen, dass die Optionsprämien ebenfalls stark steigen könnten. Es könnte eine gute Gelegenheit sein, Optionen zu verkaufen, da du von den hohen Prämien profitieren kannst. Allerdings musst du auch darauf vorbereitet sein, dass sich die Märkte in beide Richtungen stark bewegen können.

• Niedriger VVIX: Ein niedriger VVIX deutet darauf hin, dass die Volatilität wahrscheinlich relativ stabil bleibt. In solch einem Umfeld sind die Prämien niedriger, aber auch die Risiken geringer. Es ist weniger wahrscheinlich, dass es zu großen Marktbewegungen kommt, was für Stillhalter eine weniger volatile und risikoärmere Handelsumgebung schafft.

Der VVIX (siehe Chart im Bild oben; durch Anklicken vergrößerbar) kann dir dabei helfen, Hoch- und Tiefpunkte am Markt zu erkennen. Ein stark ansteigender VVIX signalisiert oft, dass der Markt unsicher ist und möglicherweise eine Korrektur oder ein Crash bevorsteht. Umgekehrt kann ein fallender VVIX auf eine ruhigere Phase hinweisen.

• VVIX über 110: Historisch gesehen gilt ein VVIX über 110 als Zeichen für extreme Unsicherheit im Markt. In diesen Phasen haben wir oft eine starke Korrektur im S&P 500 oder andere große Marktereignisse gesehen. Ein hoher VVIX könnte für Optionshändler ein Signal sein, sich gegen extreme Volatilität abzusichern oder auf fallende Märkte zu setzen. Es ist aber auch ganz und gar nicht abwegig, den breiten Markt (z. B. S&P500) hier in der Nähe eines Tiefpunktes zu vermuten. Mutige Trader sehen hier ein Umkehrsignal und und beginnen in einer Zeit relativ hoher Volatilität wieder erste Stillhaltergeschäfte einzugehen. Die Überlegung dahinter ist, dass eine Extremsituation vorherrscht, welche mit erhöhten Stillhalterprämien einhergeht und dass die Volatilität sich demnächst in Richtung ihres Normalwertes bewegt. Das ließe schnelle und je nach Setting auch hohe Gewinne zu.

• VVIX unter 80: Ein VVIX unter 80 deutet darauf hin, dass die Volatilität sehr niedrig ist und der Markt in einer stabileren Phase sein könnte. Für Stillhalter könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass es derzeit weniger riskant ist, Prämien durch das Schreiben von Optionen zu verdienen. Niedrige Stände im VVIX sind in jeglicher Hinsicht eher uninteressant.

Wenn der VVIX ungewöhnlich hoch ist, gibt es verschiedene Handlungen, die du in Erwägung ziehen kannst:

• Du hast Aktien vorher leerverkauft? Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Short-Positionen einzudecken. Viel günstiger wird es wahrscheinlich nicht werden.

• Die meisten Aktien und ETFs sollten im Preis ein gutes Stück heruntergekommen sein. Wahrscheinlich wurden durch den Rückgang auch einige von dir definierte Einstiegspreise bei Aktien auf deiner Watchliste erreicht. Stichwort fairer Wert oder Ähnliches. Kaufe deine Wunschaktien im Angebot.

• Short Puts werden jetzt interessant! Die Vola ist hoch und damit auch die Prämien. Und wenn man nun davon ausgeht, dass die Volatilität am oder nahe dem Anschlag ist, dann besteht eine gute Chance, dass sie demnächst fällt. Gleichzeitig werden die Preise der meisten Underlyings nicht viel weiter fallen oder sogar steigen. Die perfekte Kombination für Stillhaltergeschäfte!

Ein weiterer wichtiger Indikator, der bei der Analyse der Volatilität genutzt wird, ist das VVIX/VIX Ratio. Hierbei handelt es sich um das Verhältnis zwischen dem VVIX und dem VIX. Dieser Wert gibt dir einen weiteren Einblick in die Marktdynamik.

Einsehen kannst du das VVIX/VIX Ratio beispielsweise auch bei TradingView, wo ich auch das folgende Bild gefunden habe. Wenn du auf das Bild klickst, wird es größer und du kannst auch die Beschreibungen darin lesen. 

Man erkennt gut, dass sich das Ratio überwiegend zwischen 4 und 7 bewegt. Untersuchungen von Tastytrade haben ergeben, dass die Ergebnisse für verkaufte SPY Optionen deutlich besser waren, wenn sie bei einem Ratio von unter 5 aufgesetzt wurden. Am schlechtesten waren die Ergebnisse für Trades, die bei einem Verhältnis von über 6 gestartet wurden.

Man kann freilich nicht Wochen oder Monate warten, bis das Ratio unter die 5er Marke fällt (das ist ja recht selten und wir wollen ständig Geld verdienen), deswegen sei erwähnt, dass die Ergebnisse für verkaufte Optionen bei einem VVIX/VIX Ration zwischen 5 und 6 absolut brauchbar waren. Nur oberhalb von 6 sollte man sich entsprechende Neueröffnungen sparen und unterhalb von 5 kann man freudig aktiv werden.

Ein steigender Chartverlauf bedeutet, dass der VVIX schneller steigt als der VIX, und ein fallender Chart heißt, dass der VIX schneller steigt als der VVIX.

• VVIX/VIX >6: Wenn das Ratio über 6 steigt, zeigt das an, dass die Volatilität des VIX stark ansteigt. Dies kann ein Hinweis auf bevorstehende Marktturbulenzen sein. Kommende Risiken werden möglicherweise unterschätzt. Ein hohes Verhältnis bedeutet, dass die Volatilität der Volatilität im Verhältnis zum VIX extrem ist. Dies ist oft ein Warnsignal, dass sich der Markt in einer Phase der Unsicherheit befindet. Für den Optionshandel bieten sich dann Strategien wie Long Straddles oder Long Strangles an, weil sie profitieren, wenn das Underlying sich stark in eine (beliebige) Richtung bewegt.

• VVIX/VIX <5: Ein Ratio unter 5 deutet auf eine geringe Volatilität im Verhältnis zur allgemeinen Volatilität hin. Der VIX ist in einer solchen Phase relativ hoch, aber der Markt erwartet keine heftigen Schwankungen im VIX - vor allem nicht nach oben. Stillhalter erhalten also recht gute Prämien und müssen keine starken Ausschläge nach oben befürchten, was die Optionspreise verteuern würde und damit einen negativen Einfluss auf verkaufte Optionen hätte.

Ein besonderes Augenmerk auf das VVIX/VIX Ratio kann dir helfen, Hoch- und Tiefpunkte im Markt besser zu erkennen und dein Trading entsprechend anzupassen.

Für Stillhalter, die durch das Verkaufen von Optionen eine regelmäßige Einkommensquelle generieren wollen, ist der VVIX ein besonders wichtiger Indikator. Hier sind einige Tipps, wie du den VVIX und das VVIX/VIX Ratio für dein Trading sinnvoll nutzen kannst:

• Hohe Volatilität ausnutzen: Wenn der VVIX hoch ist, steigen auch die Optionsprämien. Stillhalter können von diesen erhöhten Prämien profitieren, müssen jedoch bedenken, dass hohe Volatilität auch große Kursbewegungen mit sich bringen kann. Setze entsprechende Risikomanagement-Strategien ein, um Verluste zu begrenzen.

• Absicherungsstrategien: In Zeiten hoher Volatilität kann es sinnvoll sein, zusätzliche Absicherungen in dein Portfolio aufzunehmen, wie z. B. VIX-Call-Optionen oder Puts auf volatile Assets. Diese können dir helfen, große Verluste zu vermeiden, falls der Markt gegen dich läuft.

• Niedrige Volatilität für Sicherheit nutzen: Wenn der VVIX niedrig ist, sind die Prämien kleiner, aber das Risiko ebenfalls. In solch einem Umfeld kann das Schreiben von Optionen eine sicherere Einkommensquelle darstellen, da große Marktbewegungen weniger wahrscheinlich sind. Nutze diese Phasen, um stabilere Erträge zu erzielen. Bedenke, dass die Optionsprämien in einer solchen Phase geringer ausfallen.

• Das VVIX/VIX Ratio beobachten: Das VVIX/VIX Ratio gibt dir wertvolle Hinweise auf die relative Stärke der Volatilität. Wenn dieses Ratio stark ansteigt, sei vorsichtig, da dies auf bevorstehende Turbulenzen hinweisen könnte. Ein stabiles Ratio hingegen deutet darauf hin, dass der Markt ruhiger ist und du als Stillhalter weniger Risiko eingehst. 

Dem Thema Volatilität habe ich mit meinem Kollegen Luis Pazos eine ganze Folge unseres gemeinsamen Formats “Die Einkommensoptionäre” gewidmet.

Das Video kannst du kostenfrei auf meinem YouTube-Kanal ansehen:

Auch im Podcast "Die Optionssprechstunde" thematisiere ich zusammen mit Thorsten Eberhart die Kursschwankungsbreite, welche auch unter dem Namen "Volatilität" bekannt ist. Sie ist eine der wichtigsten preisbildenden Komponenten für Optionen und damit sehr wichtig für jeden Optionshändler.

Optionssprechstunde - Der Podcast für Aktien, Börse und Optionshandel!

Im Podcast "Optionssprechstunde" sprechen Thorsten Eberhart von Options4Winners und meine Wenigkeit über den Optionshandel. Wir sind der Meinung, dass diese Königsdisziplin des aktiven Börsenhandels im deutschsprachigen Raum zu Unrecht ein Nischendasein fristet und wollen so unseren Beitrag dazu leisten, dies zu ändern. Aber auch allgemeine sowie aktuelle Themen rund um Aktien und Börse kommen immer wieder zur Sprache, wenn wir beiden langjährigen Privatinvestoren uns unterhalten.

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Der VVIX bietet wertvolle Informationen über die erwarteten Bewegungen im VIX und hilft dir, die Dynamik der Marktvolatilität besser zu verstehen. Zusammen mit dem VVIX/VIX Ratio liefert er entscheidende Hinweise darauf, wann extreme Marktereignisse bevorstehen könnten. Gerade für Optionshändler, die Prämien durch das Schreiben von Optionen verdienen, ist der VVIX ein unverzichtbares Werkzeug, um das Risiko im Markt richtig einzuschätzen und die richtigen Handelsstrategien zu wählen. 

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