Schon mal vorweg: Ich selbst handle auch in meinen Depots Covered Calls. Und diese Strategie hat ihre Vor- und Nachteile.

Covered Calls sind leerverkaufte Call-Optionen, die durch den Aktienbestand gedeckt sind. Für je 100 Aktien, die im Depot gehalten werden, verkaufe ich einen Call dagegen. Dann habe ich kein Risiko, dass ich einer Nachschusspflicht nachkommen muss. Es ist nur dann sinnvoll einen Aktienbestand mit Short Calls zu belegen, wenn man grundsätzlich bereit ist, die entsprechenden Aktien auch abzugeben. Denn dazu verpflichtet man sich als (Still)halter eines Calls, wenn der Strike (Basispreis) überschritten wird. 

Ich kann auch immer nur eine durch 100 teilbare Stückzahl mit Calls belegen, was das Ganze auch ein wenig einschränkt.

Durch den Verkauf der Calls vereinnahme ich sofort eine Prämie.

Notiert die Aktie am Ende der Laufzeit des Calls über seinem Basispreis, werden die 100 Aktien sofort zu diesem Basispreis verkauft (der Call wird automatisch, ohne mein Zutun, ausgeübt). Die Prämie des Calls bleibt mir erhalten und die Aktien gehören dann jemandem anders. Notiert die Aktie unter dem Basispreis des Calls, verfällt dieser wertlos (die Prämie habe ich gewonnen, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen) und die Aktien bleiben im Depot. Der nächste Call kann dann leerverkauft werden.

Grundsätzlich sind aber die Prämien für Calls deutlich geringer als für Puts. Es gibt dabei manchmal Ausnahmen, aber in der Regel ist es so. Das macht es schon mal schwieriger, mit Calls für sein Risiko entlohnt zu werden. Ich muss also oft Basispreise für meine Calls wählen, die gar nicht so weit vom aktuellen Kurs entfernt sind, um überhaupt ein paar Dollar zu kassieren. Dadurch steigt aber eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktien durch die Ausübung des Calls aus meinem Depot verschwinden.

Wenn ich die Aktien aber behalten möchte, weil ich die Dividenden kassieren oder von Kurssteigerungen profitieren möchte, gehe ich durch die Covered Calls das Risiko ein, dass ich sie verliere. Ich habe dann vielleicht eine mickrige Prämie erhalten und nur minimal von der Kurssteigerung profitiert.

Weitere Fragen stellen sich:
Und was mache ich mit dem freigewordenen Cash? Die eben abgegebene Aktie sofort wieder kaufen? Warten, bis sie vielleicht wieder ein bisschen günstiger ist? Puts auf die Aktie verkaufen, um sie vielleicht wieder eingebucht zu bekommen?

Vielleicht startet die eben ausgebuchte Aktie nun die Rallye, auf die ich vorher ewig gewartet habe. Ich verpasse diese aber, wenn ich die Aktie nicht sofort wieder kaufe. Steuerlich ist das vielleicht sogar sehr unglücklich, wenn ich durch die Ausübung des Calls die Realisierung des Aktiengewinns versteuern muss. Ggf. nur, um die Aktie zum gleichen Kurs oder sogar teurer wieder zu kaufen.

Aus eigener Erfahrung kommt es nicht so selten vor, dass Aktien "weggecallt" werden. Deswegen würde ich persönlich niemals mein geliebtes Buy&Hold Depot mit Covered Calls belegen. Das tue ich nur mit ausgewählten Titeln, gegen deren Abgabe ich zum gewählten Basispreis nichts einzuwenden hätte.

Zusammen mit Luis Pazos, der auch einen Teil seines Aktienbestandes mit Covered Calls belegt, habe ich eine Folge der "Einkommensoptionäre" dem Thema Auswege aus der Covered Call Falle gewidmet.

Hier mein Artikel dazu:

https://www.freakyfinance.net/auswege-aus-der-covered-call-falle/

Und das Video:

Zusammenfassend würde ich sagen: Covered Calls sind eine tolle Ergänzung beim Optionshandel. Gerade für Aktien, die über Puts reingekommen sind und die nicht unbedingt langfristig im Depot bleiben sollen ist es ein tolles Mittel. Das "Wheel of Fortune", so nennt sich die Strategie, die oft mit "Wheel" abgekürzt, wendet man an, um die Aktien in einem Kreislauf zu "drehen".

Rein und raus mittels Optionen (Puts und Calls) und immer schön kassieren.
Versuche, nur mit Covered Calls auf den vorhandenen Bestand eine gute Rendite zu generieren, stelle ich mir aufgrund der oben ausgeführten Punkte schwierig vor. Als Ergänzung sind sie aber eine gute Sache!

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