5 Fragen zum digitalen Wandel
"Was kann mein Banker besser als drei YouTube Videos? - Nichts!"
Vor einiger Zeit hat uns der Blogger und Buchautor Florian Müller mit seinem Gastartikel einen Einblick in einen Teil der Konsequenzen, die der digitale Wandel mit sich bringen wird, gegeben.
Heute stelle ich ihm 5 Fragen zu dem aktuellen und interessanten Thema. Die Fragen sind an Passagen aus seinem Buch angelehnt. Und du erfährst unter anderem, warum der Bankberater heute immer überflüssiger wird und aus welcher Motivation heraus das Buch entstanden ist.
Mehr über Florian und seine Projekte erfährst du in der Autorenbox am Ende des Artikels. Jetzt gibt es aber erstmal das Gespräch mit ihm.
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Das Interview
freaky finance:
Was war deine Motivation dafür, dieses Buch zu Schreiben?
Florian:
Lieber Vincent, vielen Dank, dass du mich für dieses Interview eingeladen hast. Meine Motivation rührt daher, dass ich die festgefahrenen und ineffizienten Strukturen in der Hochfinanz - speziell in Frankfurt - mitbekommen habe.
Andererseits habe ich durch den Blog "boerseneinmaleins.de", den ich im April 2015 gegründet hatte, gesehen, wie schnell man sich durch die virale Welt Aufmerksamkeit verschaffen kann. Zudem geht man mit Bloggerkollegen auf eine völlig neue Art und Weise um. Es herrscht das Credo „Miteinander“ und nicht, wie ich es größtenteils im Finanzsektor erlebt habe, „Gegeneinander“.
Nicht jeder denkt kategorisch an sich. Es werden Kooperationen geschlossen und immer versucht, eine Win-Win Situation zu erzielen. Zudem wird schnell und unhierarchisch bei Problemen kurz eine Mail geschrieben, geskypt oder telefoniert und keine bürokratischen Meetings einberufen, die letztendlich zu wenigen oder keinen Ergebnissen führen.
Die Zeit ist ein elementares Gut, mit dem man nicht verschwenderisch umgehen sollte. Leider wird dies viel zu wenig praktiziert, im Berufs- wie im Privatleben.
freaky finance:
In deinem Buch stellst du die provokante These auf "Was kann mein Banker besser als drei YouTube Videos? - Nichts." Woher kommt dein Misstrauen gegenüber Bankern? Hast du persönlich schlechte Erfahrungen gemacht?
Florian:
Dieses Kapitel ist absichtlich sehr provokativ aufgestellt worden. Aber im Zeitalter der Digitalisierung, bei der man sich alle Informationen von Fachleuten aus dem Internet ziehen kann, halte ich einen Bankfachangestellten für den normalen Zahlungs- und Abwicklungsverkehr für überflüssig. Hier gibt es etliche Tutorials auf YouTube, die sämtliche Vorgänge minutiös erläutern und Schritt für Schritt durchgehen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich den Banker für gänzlich belanglos erachte. Hier möchte ich stark differenzieren! Bei größeren Geschäften, Geldanlagen und Vermögensmanagement ist oft eine Vertrauensperson nötig, die als finanzieller Wegbegleiter mit Rat und Tat zur Seite steht. Dies ist elementar wichtig, und hier kann die Digitalisierung keinen Ersatz bieten. Empathie und Vertrauen, sprich menschliche Eigenschaften, lassen sich glücklicherweise noch nicht durch die künstliche Intelligenz ersetzen. Dies ist wiederum bei größeren Geldgeschäften oftmals von Nöten und in meinen Augen ratsam. Daher kann dieser Part nicht ersetzt werden und bleibt weiterhin bestehen.
Durch die neuen MIFID 2 Regularien, sprich strengere Vorschriften für Geldgeschäfte, werden die Mitarbeiter von Finanz- und Versicherungsmaklern sowie Banken, Vermögensverwaltungen und sonstigen Einrichtungen in ihrem täglichen „DOING“ der Arbeit regelrecht gehemmt. Viel mehr Verwaltungsakte und Bürokratie fallen an, der Papierkrieg ist vorprogrammiert. Dies wurde vom Gesetzgeber veranlasst und steht im krassen Gegensatz zum Verschlankungsprozess, den die Digitalisierung von den Banken erfordert.
freaky finance:
Denkst du, dass Kryptowährungen im zukünftigen Bankenwesen eine große Rolle spielen werden? Falls ja, welchen Vorteil bieten Kryptowährungen deiner Meinung nach für Banken?
Florian:
Genauso wie die vielen neuen Fintech Unternehmen haben die Kryptowährungen eine Berechtigung am Markt. Hier wird sich im Laufe der Zeit zeigen, welche Technologien sich durchsetzen werden. Wir stehen hier gerade am Anfang der technologischen Entwicklung. Etliche Kooperationen sind ja schon im Gange und werden genutzt. Beispielsweise hat Ripple schon einige renommierte Bankhäuser gewinnen können, die deren Technologie der schnelleren Transaktionsübermittlung nutzen.
Ich sehe die Kryptowährungen so ähnlich wie damals in der New Economy Blase. Etliche Firmen sind pleite gegangen, aber ein paar haben sich etabliert und sind mittlerweile Global Player geworden wie beispielsweise Amazon. Diese natürliche Selektion wird womöglich auch bei den Kryptowährungen erfolgen, da mittlerweile über 1.500 dieser Währungen am Markt existieren. Ein paar von ihnen werden ihre Berechtigung finden, etliche aber auch Schiffbruch erleiden.
Die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand. Einerseits erweist sich die Dezentralität als primärer Vorteil, da sie losgelöst von Zentralbanken arbeitet und abseits von Behörden geregelt wird. Andererseits sind die Vorteile der schnelleren und effizienteren Transaktionsart ein Novum in der Geschichte und speziell für Banken von Vorteil. Beim internationalen Zahlungsverkehr kann somit eine Überweisung sekundenschnell und zu einem genau definierten Wechselkurs durchgeführt werden. Überweisungen werden nicht mehr mehrere Tage dauern, sondern sekundenschnell sein.
freaky finance:
Was muss deiner Meinung nach auf politischer Ebene geschehen, damit unsere Gesellschaft besser auf den digitalen Wandel in der Arbeitswelt vorbereitet wird?
Florian:
Von Seiten der Politik erwarte ich nicht viel. Wir reden seit Jahren über das Thema, angepackt wurde aber bis dato noch nichts. Die amerikanischen Firmen wie Netflix, Amazon, Google, Facebook und Co. überrollen uns mit dramatischer Geschwindigkeit und drängen in sämtliche Bereiche wie TV, Lebensmittelmarkt etc. vor. Die Dominanz ist so groß, dass wir dabei sind, den Anschluss zu verpassen.
Wer sich nicht selbst fit macht und seine berufliche Ausrichtung danach selektiert, wird langfristig auf der Strecke bleiben. In meinem neuen Buch „Der digitale Wandel in der Finanzbranche“* habe ich auch andere Berufe abseits der Branche aufgezählt, die bedroht sind und bereits nach dem Stand der Technik von heute durch Computer, computerähnliche Programme oder Algorithmen ersetzt werden können. ALEXA von Amazon und Siri von Apple sind erst die Anfänge der künstlichen Intelligenz.
Die Dramatik wird sich noch verschärfen, sobald die ersten Roboter lernfähig werden. Dann wird auch das Thema „IT Sicherheit“ und „IT Daten“ eine noch enormere Rolle spielen. Der Datenskandal von Facebook zeigt heute schon den beachtlichen Missstand in der Kontrolle von Datensätzen auf. Eine Reglementierung ist hier dringend ratsam, damit es zukünftig kein böses Erwachen gibt. Unkontrollierte Roboter und Datensätze könnten sonst zu einer ernstzunehmenden Bedrohung werden.
freaky finance:
In "Der digitale Wandel in der Finanzbranche" beschreibst du viele Investitions-Möglichkeiten für Privatanleger. Wie kann man diese Möglichkeiten aus deiner Sicht denjenigen näherbringen, die nicht permanent Finanzblogs lesen, Finanz-Videos schauen oder passende Podcasts hören?
Florian:
Die beste Investition ist die, in sich selbst und sein Humankapital zu investieren. Hieraus kann dann auch eine selbstständige Tätigkeit beginnen.
Jeder hat eine Passion, was er gerne macht oder machen kann. Dies sollte erstmal herausgefunden werden. Dann kann man sich eine Präsenz vor Ort verschaffen oder viral einen Blog, Webpage, Shop aufbauen und seine Dienstleistung oder ein Produkt anbieten.
Wichtig dabei ist, zu starten und einfach mal loslegen. Viele Vorabfragen, die einem im Kopf herumschwirren, erklären sich später von selbst. Zudem baut man sich in seinem jeweiligen Bereich schnell ein Netzwerk mit Gleichgesinnten auf und hat somit den Austausch über verschiedene Themen und Probleme. Es muss nicht mal ein Onlinebusiness sein.
Wenn man handwerklich geschickt ist, kann man für ältere Personen beispielsweise ein Rundum Sorglos Paket anbieten oder einen Service Dienst, der bei Problemen jederzeit gegen einen gewissen Obolus hilft. Sei es bei TV-Problemen, Gartenarbeiten, Hol- und Bringservice oder sonstigen Sachen. Dies würde sich bei einem guten „Ruf-Aufbau“ schnell herumsprechen, und somit würden die Auftragsbücher gefüllt werden. Hier muss man nicht viel Vorarbeit leisten, kann dies anfänglich auch noch neben dem normalen Angestelltenverhältnis probieren.
Das wichtigste Wort ist hierbei einfach mal „MACHEN“ und starten. Mehr als falsch kann man nichts machen und die Erfahrung, welche man daraus zieht, ist Gold wert.
Investieren am Kapitalmarkt kann man als Privatanleger mit „langweiligen“ ETF Strategien, diese global breit aufgestellt streuen und dann einfach den Cost Average Effekt in dem Sinne nutzen, dass man diese stur über mehrere Jahre oder Jahrzehnte monatlich bespart. Einen Teil des Geldes kann man auch für den Aufbau von Einzelaktien nehmen, wobei hier ein gewisser Grundstock an Kapital von Nöten ist, damit die Transaktionskosten noch im Verhältnis stehen.
Noch mehr Fragen und Antworten mit Florian Müller gibt es auf dem YouTube-Kanal Wirtschaft verstehen:
Über meinen Interviewgast
Florian Müller hat jahrelange Erfahrung in der Betreuung vermögender Privatkunden. Die Digitalisierung im Finanzbereich ist seine Expertise, und hierzu hat er neuerdings ein Buch auf Amazon veröffentlicht.
Besuche auch seine Landingpage www.florian-mueller-business.de, seinen Blog www.boerseneinmaleins.de oder sein Vergleichsportal www.robovergleich.de.
Zudem ist er als Speaker und Begleiter in finanziellen Themen bewandert und sieht sich hier als Sparringpartner und Wegbegleiter, um dich vor Fehlern in der Geldanlage zu schützen.
Im B2B Bereich kann er wertvolle Tipps geben, um deine Company zukunftstauglich zu machen und dir den richtigen Weg aufzuzeigen.
freaky finance empfiehlt:
Der digitale Wandel in der Finanzbranche:
Wie Fintechs, Robo Advisor und Blogger die Banken schlagen*
Gibt es bald noch Bankschalter? Was sind Robo Advisor? Was sind Fintechs? Der digitale Wandel wird insbesondere in der Finanzbranche zu massiven Verwerfungen führen. In den nächsten fünf bis maximal zehn Jahren wird sich die Bankenwelt grundlegend verändern. Welche Neuerungen wird es geben, welche Unternehmen werden sich etablieren und was für ein Trend zeichnet sich derzeit ab? Diese Entwicklungen möchte ich gezielt aufzeigen. Die disruptive Technologie, künstliche Intelligenz, Fintechs, Robo Advisor und die Finanzbloggerwelt kenne ich mittlerweile sehr gut, um einige Tendenzen beleuchten zu können. Ein spannendes, sehr praxisorientiertes Buch mit einem Mehrwert für den interessierten Leser.
Und du so?
Welche Rolle spielt der digitale Wandel bereits in deinem Alltag? Was, denkst du, werden die größten Konsequenzen sein? Werden klassische Bankdienstleistungen wirklich weitestgehend ersetzt?
Ich freue mich auf deine Kommentare und Fragen!
Diskutiere auch in der Facebookgruppe Freak Nation mit uns über alle möglichen Finanzthemen!
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Titelbild: © Florian Müller privat, bearbeitet von V. Willkomm
anderes Bild: © Florian Müller privat
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Andreas (Donnerstag, 10 Mai 2018 11:03)
Durch das Interview bin ich nun auf dieses Buch aufmerksam geworden. Ich bin selbst in der Finanzbranche tätig und verfolge die Entwicklungen und Einflüsse durch die Digitalisierung entsprechend aufmerksam. Das Buch werde ich mit Interesse lesen.
freaky finance (Donnerstag, 10 Mai 2018 11:34)
Hallo Andreas,
freut mich, dass wir dein Interesse für dieses spannende Thema wecken konnten!
Beste Grüße
Vincent
Florian (Donnerstag, 10 Mai 2018)
Hi Andreas,
danke für das Feedback und den Kauf des Buches. Es bietet sicherlich einen Mehrwert wo die Reise ungefähr hingeht. Auch andere Bereiche werden durchleuchtet und gescannt. Beste Grüße Florian