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Investieren in China | Chance-Risiko-Verhältnis

Chinesische Aktien als lukrative Beimischung?

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China auf dem Weg zur größten Volkswirtschaft?

Im Rahmen meines Gastbeitrags möchte ich heute einige Gedanken zur Thematik der Aktieninvestitionen in China darlegen. Am Anfang allerdings erstmal ganz herzlichen Dank an Vincent, der es mir erlaubt, seine Website für den Umfang dieses Beitrags zu kapern. Solltest Du mehr meiner Blogbeiträge lesen wollen, kannst Du mich gerne auf www.felixinvestiert.de besuchen.

 

Nun aber zum eigentlich Grund, warum Du hier bist: Da ich immer wieder auf chinesische Aktien treffe, deren Namen ich teilweise nicht aussprechen kann, die ich allerdings als überaus interessant empfinde, habe ich mich in den letzten Monaten zunehmend mit dem Land China, dessen Kultur und dessen vielversprechendsten Unternehmungen beschäftigt.

 

Was dabei herausgekommen ist, erfährst Du hier. Dabei sei natürlich gesagt, dass ich mit diesem Beitrag keinerlei Anlageberatung oder Ähnliches betreibe und dass es sich lediglich um meine ganz persönliche Meinung handelt. Als wäre das Investieren in Aktien alleine für die Mehrzahl der Deutschen nicht schon genug… Muss es auch noch China sein? Das eher totalitäre Regime lässt bei vielen Anlegern, besonders bei Anfängern, nicht gerade das größte Vertrauen aufkommen. Doch das (noch) bevölkerungsreichste Land der Erde ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und bietet neben seinen Risiken eben auch extraordinäre Chancen. „Rendite“ kommt eben doch von „Risiko“.

Wieso in chinesische Aktien investieren?

Gute Frage… zumal Chinas Wirtschaft seit einigen Monaten wieder deutlich langsamer wächst, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Zugegebenermaßen handelt es sich hier um Meckern auf (extrem) hohem Niveau. Ein schwaches Wirtschaftswachstum bedeutet in China 6 %. Von solchen Werten kann die deutsche Wirtschaft nur träumen. Hier das BIP pro Kopf Chinas, Europas und der USA zum Vergleich.

 

Während viele Marktbeobachter vor allem die Unsicherheit resultierend aus dem Handelskonflikt mit den USA für die Entwicklungen verantwortlich machen, die wie ein Damoklesschwert über China schwebt, gibt es auch Experten, die völlig anderer Meinung sind.

 

China ist seit Jahren ein Garant für stabiles Wachstum. Doch jedes Mal, wenn Anzeichen kurzfristiger Schwächen auftreten, kommt es zu kleinen Aufschreien an den Finanzmärkten. Warum? Die Regulierung der Schattenbanken spielt hier eine nicht zu vernachlässigende Rolle, doch natürlich ist auch der Handelskonflikt nicht zu vergessen. Auch die daraus resultierend schwächelnden Fundamentaldaten der chinesischen Unternehmen sorgen für ihren Anteil an der allgemeinen Marktschwäche in solchen Situationen.

 

 

Das Schattenbankensystem

Bis vor einigen Jahren war das Finanzsystem Chinas von staatlich gestützten Banken geprägt, die ausschließlich an staatlich gestützte Unternehmen Kredite vergaben. Doch mindestens genauso wichtig (wenn nicht wichtiger) waren in den letzten Jahren kleine und mittelständische Unternehmen. Die Kredite, die diese Unternehmen aufnahmen, waren mit surreal hohen Risikoaufschlägen versehen, woraufhin die Regierung darauf plädierte, dass von nun an nur noch „saubere“ Kredite an mittelständische Unternehmen vergeben werden dürfen.

 

Durch die Bündelung und Veräußerung dieser Kredite in Form von Hochzinsanleihen fanden sich hochrangige Investoren. Letztlich begannen jedoch diese Hochzinsanleihen auszufallen, und die Regierung beschloss, das Schattenbankensystem deutlich zurück zufahren, wodurch eine Finanzlücke und schlussendlich der wirtschaftliche Abschwung im letzten Jahre entstand.

 

Eine erhöhte Kreditvergabe in den letzten Monaten soll die chinesische Wirtschaft jedoch wieder ordentlich ankurbeln. Auch soll die Mehrwertsteuer von 16 auf 13 % gesenkt werden – die Weichen stehen also definitiv auf Wachstum. Zum Vergleich: Im Januar wurden 3 Mal so viel Kredite ausgegeben wie im Dezember 2019.

 

Wie Du also erkennen kannst, musste China in den letzten Jahre etwas zurück stecken, scheint aber nun vor allem durch zusätzliche Liquidität umso stärker anzugreifen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Chinesen die Amerikaner überholen.

 

Noch eine kleine Ergänzung, wenn Du noch nicht ganz überzeugt bist, warum Du in China investieren solltest: Singapurs Staatsfonds „Temasek“ hat bereits 25 % seiner finanziellen Mittel in die chinesische Wirtschaft investiert. Hier heißt es nämlich, dass China bereits erklärt hat, zukünftig mehr Produkte aus nationaler Produktion zu verwenden, was wiederum das eigene Wirtschaftswachstum ankurbeln sollte.

 

 

Stärken und Schwächen des chinesischen Marktes

Vielleicht hast Du Dich bereits festgelegt und weißt, ob chinesische Aktien ihren Weg in Dein Depot finden dürfen. Vielleicht bist Du Dir aber auch noch unsicher, und Du hast Dich noch nicht entschieden. In beiden Fällen kann es bestimmt nicht schaden, die Stärken und Schwächen sowie die Chancen und die Risiken des chinesischen Aktienmarktes mal etwas genauer zu betrachten.

 

Stärken

Eine vergleichsweise simple Stärke des chinesischen Marktes ist die schiere Größe der Bevölkerung. Diese liegt bei ca. 1,5 Mrd. Menschen. Dagegen wirkt sogar die USA mit ca. 350 Mio. Menschen winzig klein. Damit geht natürlich deutlich mehr Potenzial einher, dass Unternehmen haben, die bspw. im E-Commerce tätig sind. Doch auch in Bereichen wie der Versicherung bestehe mehr Bedarf. Diese Grafik von alleaktien.de zeigt das schiere Wachstum im E-Commerce Chinas (Umsatz Alibaba).

 

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(Bildquelle

 

 

Vor allem aufgrund der genannten Bevölkerungsgröße geht die weltweit wachsende Relevanz Chinas u.a. in Handelsbeziehungen einher. Auch wurde der Renminbi (Währung Chinas) in den internationalen Währungskorb aufgenommen, in dem die bedeutendsten der Welt enthalten sind. Achtung: Der Renminbi kann noch nicht (wie z.B. der US Dollar) gegen andere Währungen umgetauscht werden.

Doch auch bei reiner Betrachtung der Aktienmärkte wirken sich Veränderungen an den chinesischen Börsen immer stärker auf andere Märkte dieser Welt aus.

 

Für mich persönlich ist die größte Stärke Chinas die „fortschrittliche Lebensweise“. Was ich damit meine, sind bspw. die einfache Art der Vernetzung, Dinge wie die Roboter, die auf dem Firmengelände von Alibaba herumfahren und Essen an dessen Mitarbeiter ausliefern und vieles mehr, von dem man in Deutschland nur träumen kann.

 

Auch in Zukunft sieht es wohl so aus, als würde China diese Vorreiter-Rolle nicht abgeben wollen. Bis 2025 will die Regierung 50 Mrd. € (!) in Schlüsseltechnologien wie KI, 5G & Co. investieren. Zum Vergleich: Deutschland möchte bis 2023 gerade einmal 500 Mio. € in die Erforschung und Förderung von künstlicher Intelligenz investieren.

 

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(Bild von sujin soman auf Pixabay)

 

 

Doch der meines Erachtens nach bedeutendste Aspekt ist der Fakt, dass die chinesische Regierung es seit Jahren schafft, den eigenen Markt von allen großen Playern der westlichen Welt konsequent abzuschotten. So haben Amazon, Facebook & Co. keinerlei Möglichkeit, in den chinesischen Markt einzutreten. Für die chinesischen Big Player wie Alibaba und Tencent ist dieser Umstand Gold wert. Schließlich haben sie so nahezu keine Konkurrenz in dem, was sie tun.

 

Schwächen

Viele Anleger stufen den starken Einfluss der Regierung auf die in China ansässigen Unternehmen als enorm ein. Da ist durchaus etwas Wahres dran. Doch ist das wirklich eine Schwäche? Im letzten Jahr hat die chinesische Regierung dem Unternehmen Tencent verboten, eines ihrer Spiele zu veröffentlichen, da es als gewaltverherrlichend eingestuft wurde. Tencent nahm das Spiel zurück, produzierte ein oder mehrere Andere, und das Thema war geklärt. Klar, das schreckt die ersten Anleger natürlich ab…die Regierung kann ein Unternehmen, wenn sie das möchte, extrem herunter regulieren und einschränken. Zu der positiven Kehrseite komme ich gleich.

 

Doch was passiert, wenn nicht nur ein einziges Unternehmen, sondern gleich der gesamte Börsenhandel reguliert wird? So war es bspw. Gang und Gäbe, dass der Handel für 15 Minuten  ausgesetzt wurde, sollten die 300 „wichtigsten“ Aktien um durchschnittlich 5 % an Wert verlieren. Bei durchschnittlich 7 % Verlust wurde der Handel sogar für den Rest des Tages ausgesetzt. Nachdem das von einigen Investoren ausgenutzt wurde, wurde die Regel wieder abgeschafft. Quintessenz: Man kann sich nicht sicher sein, dass die chinesische Regierung nicht morgen die nächste skurrile Börsenregel einführt.

 

Eine weitere Schwäche (zumindest in der Zukunft) könnte die wachsende wirtschaftliche Konkurrenz im Asia-Pacific-Raum werden. So wächst das Land Indien bspw. deutlich schneller, als es China tut. Genau aus diesem Grund versucht die chinesische Regierung immer wieder, die eigene Währung zu entwerten, um weiterhin für geringe Gehälter Waren fertigen zu können – doch das wird wohl nicht ewig möglich sein.

 

 

Chancen und Risiken des chinesischen Marktes

Die Betrachtung von Stärken und Schwächen von etwas impliziert in der Regel, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt. Dabei werden sowohl Vergangenheit als auch Zukunft vernachlässigt. Doch an der Börse wird nun mal die Zukunft gehandelt – es ist also unerlässlich, sich auch die Chancen und Risiken des Landes und dessen Finanzmarkt anzuschauen, möchte man erfolgreich in China investieren.

 

Trotz meiner gerade getätigten Aussage muss die bereits heutige vorhandene Stärke des Landes (die enorm große Bevölkerung) als Chance für gefühlt unendliches Wachstum in Zukunft betrachtet werden. Ein kleines Beispiel: Die Online Versicherung Zhongan PLC, die seit kurzem in meinem Depot liegt, verfügt aktuell über einen Kundenstamm von ca. 350 Mio. Menschen. Das ist die gesamte Bevölkerung der USA! Bei weiterem Erfolg könnten weitere 1 Mrd. Menschen als potentielle Kunden in Frage kommen. In keinem anderen Land ist zum aktuellen Zeitpunkt ein solch extremes Wachstum möglich.

 

Auch die hohen Investitionssummen in zukunftsträchtige Technologien wie Big Data, KI usw. lassen China nur so vor Wachstumspotenzial strotzen. Zum Vergleich: Allein die chinesische Hafenstadt Tianjin will $16 Mrd. in künstliche Intelligenz investieren. Die Bundesregierung will bis einschließlich 2025 3 Mrd. € für die Umsetzung ihrer KI-Strategie zur Verfügung stellen.

 

 

Risiken

Auch wenn ich hier bei den genannten Schwächen bereits darauf eingegangen bin: Die chinesische Regierung und ihre teils willkürlich erscheinenden Regulierungen stellen das wohl größte Risiko für Privatanleger da, die die Vorhaben des kommunistischen Regimes nur schlecht abschätzen können.

 

Auch der Handelskrieg und eine erneute potentielle Eskalation nach den Präsidentschaftswahlen in den USA könnte eine wichtige Rolle spiele, wobei ich in diesem Fall davon überzeugt bin, dass hier langfristig mit einem eher kleinen Risiko zu rechnen ist, zumal die USA den wirtschaftlichen Aufstieg allenfalls verlangsamen, aber auf gar keinen Fall stoppen können.

 

Die potentielle Bildung einer Immobilienblase sollte ebenso nicht unerwähnt bleiben. Ähnlich wie es in den Jahren 2007 und 2008 in den USA der Fall war, sind viele Haushalte hoch verschuldet. Banken haben jahrelang fragwürdig billige Kredite gewährt. Sollte es zum Ausfall einer dieser systemrelevanten Banken kommen, könnte vor allem für chinesische Aktien das drohen, was wir im Rahmen der Weltwirtschaftskrise besonders in den USA gesehen haben.

 

Zu guter Letzt, aus gegebenem Anlass, sollte unbedingt über die Substanz hinter den von China veröffentlichten Daten und Fakten gesprochen werden. Beispiel gefällig? Puda Coal. Der Chairman des Unternehmens verkaufte die Hauptmine der Gesellschaft (der einzige Umsatzbringer) an sich selbst. Anschließend sammelte er mit dem wertlosen Firmenmantel an der NYSE $12,8 Mio. ein. Weil das wohl nicht ausreichte, riss er sich in einem zweiten Schritt noch mehr Geld unter den Nagel. So verkauften die Chinesen abermals neue Aktien. Dieses Mal für ganze $100 Mio. Damals kostete ein Anteil ca. $12, jetzt notiert der Wert bei $0,0002.

 

Der aktuellste Betrugsfall ist wohl Luckin Coffee. Die ersten Ergebnisse einer internen Untersuchung vermitteln den Eindruck, dass der leitende Geschäftsführer Jian Liu seit dem zweiten Quartal 2019 Geschäftsumsätze gefälscht hat. Dabei handelte es sich um eine Summe von ca. $300 Mio. Berichten zufolge seien die involvierten Personen bereits entlassen worden.

 

Die Informationspolitik der chinesischen Regierung wirkt hier nicht wirklich unterstützend, wenn es darum geht, das Vertrauen ausländischer Investoren zu gewinnen. Ich persönlich bin ein Fan einiger chinesische Aktien. Warum die Regierung sich jedoch so verhält wie sie es tut, wo sie doch eigentlich so kapitalistisch eingestellt ist, ist und bleibt für mich ein Rätsel. Ich würde dieses Verhalten allerdings definitiv als Risiko einstufen, da nicht ausgeschlossen ist, dass der Fall von Luckin Coffee der Letzte seiner Art war. Die Aktie ist im Laufe dieser Story übrigens von zwischenzeitlich $50 auf unter $5 gefallen.

 

 

Chinas Besonderheiten

In diesem Abschnitt geht es zwar primär um Investitionen im chinesischen Finanzmarkt, doch auch zahlreiche weitere Aspekte könnten für Anleger bei der Beurteilung der chinesischen Mentalität Relevanz haben.

 

Zunächst einmal ist es so, dass nahezu sämtliche Investitionen in chinesische Aktien und Finanzinstrumente direkt oder indirekt mit dem Staat verbunden sind.

 

Was ist damit gemeint? Am Beispiel des Unternehmens Tencent lässt sich das Ganze sehr leicht verdeutlichen, denn einige Vorstandsmitglieder sind eben nicht nur Vorstandsmitglieder bei einem der größten chinesischen Unternehmen, sondern sogar Teil der Regierung.

 

Die Daten, die Tencent über die chinesische Bevölkerung mit all seinen Produkten und Dienstleistungen generiert, werden automatisch an die chinesische Regierung weitergeleitet. Es ist also auch in staatlichem Interesse, gigantische Unternehmen wie bspw. Tencent oder Alibaba weiter wachsen und florieren zu sehen.

 

 

Auch der für Unternehmen wie Facebook, Amazon, Google & Co. abgeschottete Markt ist in dieser Form einzigartig auf der Welt (mit wenigen, weniger relevanten Ausnahmen). Dadurch wird das Wachstum chinesischer Konzerne nochmals befeuert.

 

 

Was die Bevölkerung anbetrifft, ist die besondere Sparsamkeit der Chinesen hervorzuheben. So werden durchschnittlich (!) fast 50 % des Einkommens gespart und nicht für Konsumgüter oder ähnliches ausgegeben.

 

 

Meine Top 10 China-Aktien

Diese Liste stellt übrigens kein Ranking dar – es geht mir lediglich darum, dir vielversprechende, chinesische Unternehmen aufzuzeigen:

 

1)     XIAOMI

Ein echter Allrounder. Xiaomi (ISIN KYG9830T1067) ist allerdings in erster Linie durch seine Smartphones bekannt. Das Motto des Unternehmens lautet: Hohe Qualität zum kleinen Preis. Die Geräte haben zwar ein schönes Design, mit Apple können sie allerdings nicht mithalten. Das Unternehmen kopiert andere Hersteller, überarbeitet die Geräte dann soweit, bis sie deutlich besser sind als das “Original” und verkauft sie zu 50-60 % des Preises.

Nachdem der Erfolg in Sachen Smartphones für sich sprach, kam das gleiche Prinzip bei Laptops an den Zug. Xiaomi gelang der eigene Stil und ist Stand heute der fünftgrößte Smartphone-Hersteller weltweit. Wer sich kein Apple-Produkt leisten kann oder will, für den ist ein Handy von Xiaomi eine echte Alternative.

 

2)     Momo

Momo (ISIN US60879B1070) ist die meistgenutzte chinesische Dating-App. Mit einer Monopolstellung nutzt Momo den Fakt, dass eine lange Arbeitswoche und ein hinten anstehendes Privat- & Sexleben die Regel sind. Nicht nur Zeitmangel, sondern v.a. auch Bequemlichkeit lassen die App florieren. Das Grundbedürfnis eines jeden Menschen, begehrt zu werden, lässt sich mithilfe dieser App quasi auf dem Weg zur Arbeit oder wann immer es eine freie Minute gibt, erfüllen.

 

3)     Bank of China

Die BOC (ISIN HK2388011192) gehört mit einem Gewinn von über 20 Mrd. US-Dollar laut Forbes zu den Top-Ten Banken weltweit. Kurstechnisch gibt es hier immer wieder Aufs und Abs, aber eine Dividende von über 7 % jährlich kann sich sehen lassen. Das KGV liegt hier sogar unter 5, was für Value-Investoren ein Indiz für starke Unterbewertung sein könnte.

 

4)     Alibaba

Alibaba (ISIN US01609W1027) ist in aller Munde. Das Unternehmen besitzt die größte Suchmaschine Chinas und betreibt außerdem zwei riesige Webshops. Der chinesische E-Commerce-Gigant tätigt gefühlt wöchentlich Unternehmenszukäufe und wächst somit nochmals deutlich schneller, als es Amazon tut. Alibaba kombiniert die Dienste Amazons mit denen Paypals und Ebays. Die Produktauswahl auf der Website von Alibaba stellt die von Amazon locker in den Schatten, und sollten die Chinesen gen Westen expandieren, könnte Amazon ernsthafte Probleme bekommen.

 

5)     China Mobile

China Mobile (ISIN HK0941009539) ist nicht nur in China der größte Mobilfunkanbieter, sondern mit ca. 900 Mio. Kunden sogar weltweit. Die Monopolstellung des Unternehmens im chinesischen Markt ist unangefochten, und Telekom & Co. können von einer solchen Situation nur träumen. Besonders die chinesische Unterschicht zeugt von enormem Wachstum, da hier bei Weitem noch nicht jeder Bürger ein Smartphone besitzt.

 

6)     Tencent Holdings

Das wohl größte Asset Tencents (ISIN KYG875721634) ist die App WeChat, die auch bei uns verfügbar ist. WeChat ist eine App, die nahezu sämtliche anderen Apps ersetzen kann. Die westlichen Pendants, die in dieser vereint sind, sind diese hier: WhatsApp, Facebook, Instagram, Skype, Lieferando, Uber und viele viele mehr. Zudem können u.a. Flugtickets und Doctor’s Appointments gebucht werden. Ein weiterer entscheidender Faktor spielt das Verbot Facebooks in ganz China – WeChat hat also eine absolute Monopolstellung inne. Auch im Bereich Gaming ist Tencent mit Spielen wie League of Legends eine nicht wegzudenkende Größe. Natürlich darf auch ein Bezahlsystem namens Tenpay nicht fehlen.

 

7)     Baidu

Auch zu Baidu (ISIN US0567521085) gibt es in der westlichen Welt ein Pendant: Google. Baidu belegt den 5. Platz der meist aufgerufenen Websites weltweit. Interessant dabei ist der Fakt, dass über 95 % der Nutzer ausschließlich chinesischer Herkunft sind. Auch hier legt die chinesische Regierung ihre schützende Hand über den eigenen Markt und stellt der Bevölkerung Google als alternative Suchmaschine nicht zur Verfügung.

 

8)     Weibo

Weibo (ISIN US9485961018) ist mit der WeChat App von Tencent vergleichbar. Es handelt sich dabei um eine Plattform, die uns bekannte Apps wie Twitter, Youtube und Instagram miteinander vereint. Obwohl die Aktie bereits vor 5 Jahren von vielen Investoren totgesagt wurde, wachsen die monatlichen Nutzerzahlen immer weiter. Grund dafür könnte die stetig wachsende Bedeutung von Influencern in China sein. Einige Influencer werden dort teils Göttern gleichgesetzt und können sich vor Werbeeinnahmen kaum retten. Die Ausprägung dieser Marketing Teildisziplin ist deutlich stärker, als es in der westlichen Welt der Fall ist.

 

9)     ZhongAn Online P&C Insurance Co. Ltd.

ZhongAn (ISIN CNE100002QY7) ist eine chinesische Online-Versicherungsgesellschaft. Der CEO des Unternehmens ist Jin "Jeffrey" Chen, wurde aber ursprünglich von Chinas bekanntesten Geschäftsmagnaten - den Vorsitzenden chinesischer multinationaler Konglomerate - mitbegründet. Dazu gehören Jack Ma von Alibaba, Pony Ma von Tencent und Mingzhe Ma von Ping An Insurance. Es gibt fünf wichtige Dienstleistungsbereiche, die das Unternehmen anbietet und verkauft: Lifestyle-Konsum, Verbraucherfinanzierung, Gesundheit, Auto und Reisen. Zhongan befindet sich in meinem Depot, ist allerdings ein eher spekulativeres Investment, das in der schieren Größe der chinesischen Bevölkerung begründet liegt.

 

10)     Bonus

Solltest Du nun sagen: „Hm, China scheint ein echt interessanter Markt zu sein, ich kenne mich aber nicht mit chinesischen Einzelaktien aus und bin nicht bereit, ein so hohes Risiko einzugehen und mein Geld mit einem chinesischen Hotstock zu verzocken", dann kann ich das verstehen.

Die perfekte Lösung in einem solchen Fall ist, wie könnte es anders sein, ein ETF.

 

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, den chinesischen Markt abzubilden – hier einige Ideen:

 

Franklin FTSE China (ISIN: IE00BHZRR147)

Lyxor MSCI China (ISIN: LU1841731745)

HSBC Chinese Equity (ISIN: LU0039217434)

 

 

Was macht COVID-19 mit der chinesischen Wirtschaft?

Natürlich möchte ich auch das Thema COVID-19 ansprechen. Eigentlich war ich schon fertig mit diesem Beitrag, doch dann kam das Virus und ich konnte es mir nicht verkneifen, auch hier nochmal einige Worte zu verlieren.

 

Dazu vorab: Ich betrachte die ganze Situation hier ausschließlich aus einer ökonomischen Perspektive. Jeder Tod, der durch das Virus entsteht, ist ein sehr trauriges Ereignis. Wenn ich also von Gewinnern der Corona-Krise spreche, dann sollte das Wort „Gewinner“ relativiert werden.

 

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Bild von Elchinator auf Pixabay

 

 

Dass Chinas Wirtschaft einbrechen würde – damit wurde angesichts der Corona-Epidemie seit Mitte Januar schon gerechnet. Die Dramatik des Einbruchs hat allerdings viele überrascht. Wie das Statistikamt am 17. April in Peking mitteilte, ist die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 % geschrumpft.

 

Seit 1992 ist das der deutlichste Rückgang in der chinesischen Wirtschaft - dem Start der veröffentlichten Aufzeichnungen. Angesichts dieses Einbruchs rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr nur noch mit einem Wachstum von 1,2 %. Das wiederum wäre der niedrigste Wert seit dem Ende der Kulturrevolution vor 44 (!) Jahren.

 

2019 wuchs Chinas Wirtschaft noch um ca. 6 %. Erstens ist dieser Wert für chinesische Verhältnisse sehr gering und zweitens liegt die Annahme zugrunde, dass sich das Leben in China ab dem dritten Quartal wieder normalisiert. Ob das wirklich der Fall sein wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand mit absoluter Sicherheit sagen, und es bleibt abzuwarten.

 

Infografik: Handelsstreit bremst Chinas Wirtschaft | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

 

 

Vorausgesetzt man möchte allen Zahlen, Angaben und Nachrichten aus China Glauben schenken, war das öffentliche Leben seit Ende Januar für fast 2 Monate komplett lahmgelegt. Geschäfte, Schulen und die meisten staatlichen Einrichtungen mussten schließen. Chinas Ausgangssperren galten landesweit und wurden sehr viel härter durchgesetzt, als es bei uns der Fall war bzw. ist. Millionen von Menschen konnten aufgrund von Reisebeschränkungen oder Quarantänevorschriften nicht in ihre Arbeitsstätten zurückkehren. Das chinesische BIP sank im ersten Quartal 2020 um 6,8 % im Vergleich zum Vorjahresquartal!

 

Der große Profiteur – und das meine ich wirklich so – ist die Umwelt. Die stark gefallenen CO2-Ausstöße haben der Umwelt zumindest eine kurze Auszeit von der Qual gegeben, der sie sonst durch die Menschen tagtäglich ausgesetzt ist.

 

Was kleine und mittelständische chinesische Unternehmen angeht, ist davon auszugehen, dass die angekündigten Maßnahmen der chinesischen Regierung zunächst mal eine Art Überbrückung sein werden. Ob das allerdings mittelfristig von Erfolg gekrönt sein wird, wird sich noch zeigen. Leider lässt sich hier auch scheinbar keine verlässliche Quelle hervorbringen, die genaue Summen oder ähnliche Details verrät.

 

Was größere Unternehmen und Multimilliarden Dollar Konzerne angeht, so ist das Überleben in erster Linie vom Geschäftsmodell abhängig. Von den vorgestellten Unternehmen werden vermutlich lediglich Xiaomi und die Bank of China etwas stärker von COVID-19 betroffen sein.

 

Auch BYD wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein wirtschaftlich sehr schwaches Jahr 2020 vorzuweisen haben, da Autokäufe in China zwischenzeitlich um 95%(!) eingebrochen waren.

 

Ganz im Gegensatz zu einem Unternehmen wie Tencent. Vor allem aufgrund des umfangreichen Engagements im Gaming-Sektor ist davon auszugehen, dass Tencent sogar gestärkt aus dem Crash hervorgehen wird. Auch Weibo und Baidu sollten vom Shutdown profitieren können. Genaueres bleibt jedoch abzuwarten. Wie ich mit Aktienkäufen (besonders in China) aktuell verfahre, könnt Ihr gerne im Fazit nachlesen. 

 

 

Fazit

Anleger, die sich mit ihrem Geld nach China wagen, müssen mit hohen Kursschwankungen klarkommen,  Markteingriffe seitens des Staates erwarten und die finanziellen Konsequenzen aushalten können. Ein gewisses Durchhaltevermögen wurde in der Vergangenheit allerdings mehr als belohnt. Seit 2004 haben die größten chinesischen Aktien ihren Wert nahezu verfünffacht.

 

Natürlich weiß niemand, wie sich die chinesische Wirtschaft und dessen Unternehmen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln werden. Auch der Handelsstreit wird kurz- bis mittelfristig eine nicht unwichtige Rolle spielen – in 10 Jahren werden wir uns damit aber (hoffentlich) nicht mehr befassen müssen.

 

Durch den stetig steigenden Bildungsstandard in der chinesischen Bevölkerung sowie die hohen Investitionen des Staates zeigt China immer mehr Potenzial, das größte Hochtechnologieland der Welt zu werden.

Das Pro-Kopf-Einkommen der chinesischen Bevölkerung hat sich seit 1984 immerhin versechsundzwanzigfacht, und der Anteil am weltweiten BIP ist von zwei Prozent auf über 22 Prozent angestiegen – ein unglaubliches Wachstum. Das gestiegene Einkommen geht mit der drastisch gefallenen Armutsrate einher, die 1984 noch bei 88% (!) lag. Heute liegt sie bei nur noch 1%!

 

Wenn es in Sachen Aktien um China geht, bin ich ganz der Meinung des großen Ray Dalio, der schon vor einigen Jahren sagte:

 „Jeder Markt hat seine speziellen Risiken. Das größte Risiko für Anleger ist jedoch, nicht in China zu investieren“

 

Zwar bin ich hier absolut der gleichen Meinung, was Aktienkäufe und -nachkäufe angeht, halte ich aktuell allerdings etwas die Füße still. Ich habe den Boden bei einigen Unternehmen glücklicherweise sehr gut getroffen, mittlerweile sind viele Aktien jedoch fast wieder auf „Vor-Virus-Niveau“ bewertet, und die Panik an den Märkten hat sich etwas gelegt. Da ich dem Ganzen noch nicht traue, werde ich weiterhin auf der Lauer liegen und auf den ein oder anderen günstigen Einstiegskurs hoffen.

 

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei Vincent bedanken und freue mich, den einen oder anderen von euch auf felixinvestiert.de wiederzusehen.

 

 

Über den Gastautor

Ingmar Folk

Mein Name ist Felix, ich bin 26 Jahre alt und habe im April diesen Jahres mein Masterstudium erfolgreich beendet. An der Börse bin seit nun ziemlich genau einem Jahr aktiv. Unter anderem durch Vincent bin ich auf das Stichwort der finanziellen Freiheit aufmerksam geworden.

 

Folglich habe ich Aktienbücher gewälzt bis zum Umfallen und anschließend meine ersten (Apple) Aktien gekauft.

 

Ob die finanzielle Freiheit nun mein langfristiges Ziel ist, weiß ich, um ehrlich zu sein, noch nicht. Für mich steht im Vordergrund, dass ich mir im Alter keine Sorgen um meine Finanzen machen muss. Auch ob es langfristig bei Aktien bleibt oder ob noch die eine oder andere Immobilie dazu kommt, weiß ich noch nicht. Ich bin gespannt, wo die Reise hinführt und bleibe am Ball.

 

 

Dividendenoptionen mit den zukünftigen Dividendenkönigen Walgreens und Altria?

Wenn du deine Invests eher in den USA siehst, möchte ich gerne auf das aktuelle Video auf dem freaky finance YouTube-Kanal hinweisen. Im Rahmen des beliebten Formats Dividendenoptionen habe ich zusammen mit dem Entwickler des Dividendenkalender Pro+* (10 € sparen mit dem Rabattcode: freaky_finance2020) zwei sehr interessante US-Aktien herausgefiltert und diese besprochen. Schau ma rein!

 

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Titelbild: ©canva.com ©geralt (bearbeitet von V. Willkomm)


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Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Finanzbär (Freitag, 22 Mai 2020 19:37)

    Finde der "deutsche" Anleger kauft viel zu Regional. Es gibt international wie z.B in China super Unternehmen.

    Einer meiner Geheimtipps kommt aus Israel, man muss sich weltweit umschauen

  • #2

    Torben (Sonntag, 24 Mai 2020 11:02)

    Sehr interessante Aktien zum Teil, hätte aber bspw Ping An insurance und BYD in der Liste erwartet.

    Ping an ist viel mehr als eine Versicherung. Deren Technik und Berechnung der Schadensregulierung ist schon genial.
    BYD ist immerhin der größte E Aurobauer der Welt. Frage ist, ob die Tesla in Sachen Software folgen können. Die deutschen Aurobauer können dies ja nicht.

  • #3

    Vincent (Montag, 25 Mai 2020 15:12)

    Moin Finanzbär,
    da hast du natürlich vollkommen recht!
    Der klassische Home Bias.

    Ich habe auch ne Menge deutscher Aktien im Depot aber klar gibt es weltweit interessante Aktien. Da fehlt aber oft der Bezug oder überhaupt die Kenntnis über die Existenz vieler Unternehmen.

    Aber wer suchet der findet :)

    Wir versuchen ja mit unseren Inhalten das zu fördern.

    Beste Grüße
    Vincent

  • #4

    Vincent (Montag, 25 Mai 2020 15:13)

    Moin Torben,

    so eine Aktienauswahl ist ja immer individuell.
    Danke für deine Ergänzungen. Die sind auf jeden Fall auch einen Blick wert!

    Beste Grüße
    Vincent