Investieren in mit Kryptos besicherte Pfandkredite
Ordentlich Zinsen kassieren auch wenn du mit Kryptos nicht viel am Hut hast
Vor etwa 2 Jahren gab es hier den Artikel "Können wir bald in Bitcoin-besicherte P2P-Kredite investieren?" Die Antwort lautet schon länger: Ja!
In diesem Artikel geht es um eine interessante Alternative zu den beliebten üblichen, aber zuletzt teilweise etwas ins Straucheln geratenen P2P-Krediten. Warum die Sicherheit hier eventuell höher sein könnte und was die weiteren Vorteile sind, wird ausführlich beschrieben. Aber auch die Achtungspunkte kommen nicht zu kurz und werden klar benannt.
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass du selber gar keine Kryptos besitzen musst, um hier Zinsen zu kassieren. Das war mir nicht von vornherein klar, weswegen ich das vorab gerne mal erwähne, damit du den Artikel trotzdem liest.
Am Ende dieses Gastbeitrages von Richard möchtest du diese Anlagemöglichkeit vielleicht nutzen, um bis zu 15 % Zinsen zu verdienen, oder du hast etwas Neues gelernt. Vielleicht weißt du das aber auch bereits alles und kannst von deinen Erfahrungen berichten oder warum du dich ggf. gegen ein Engagement in diesem Bereich entschieden hast.
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Inzwischen hat wohl schon fast jeder, der sich mit dem Investieren beschäftigt, von sogenannten P2P-Krediten gehört oder nutzt sie sogar. Ganz neu sind nun
Anbieter wie Nexo.io aus dem Trendbereich „Decentralized Finance“ die durch Kryptowährungen abgesicherte Kredite und Zinsen anbieten.
Neben Sofortkrediten ohne vorherige Prüfung wird Anlegern eine hohe Verzinsung bei geringem Risiko versprochen.
Krypto-Lending eignet sich damit augenscheinlich bestens, um mit dem eigenen Portfolio ein passives Einkommen zu generieren.
In dem Beitrag wollen wir uns das Thema näher anschauen und der Frage nachgehen, ob eine Anlage in Krypto-Kredite eine Alternative zu den klassischen P2P-Plattformen sein kann.
P2P-Kredite - Ein neues Investitionsvehikel
Doch beginnen wir von vorne:
Früher ist man zu seiner Hausbank gegangen und hat sich für einen Kredit beworben. Gute Bonität (oder gute Beziehungen zum Bankberater) vorausgesetzt, hat man diesen dann auch erhalten.
Gleichzeitig konnte man auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto sein Geld ansparen und wurde dafür mit recht ordentlichen Zinsen belohnt.
Doch dies hat sich grundlegend geändert:
In Zeiten der Digitalisierung und einer Null-Zins-Politik der EZB werden Finanzdienstleister kreativ und erfinden immer wieder neue Anlageklassen, um das Geld möglichst effizient für Kunden und sich selbst Arbeiten zu lassen.
Ein Resultat davon sind die immer bekannter und beliebter werdenden P2P- Kredite.
Was sind P2P-Kredite?
Bis vor einigen Jahren war es nur Banken und Institutionen vorbehalten Kredite zu vergeben. Dies hat sich mit dem Aufkommen von sogenannten Peer to Peer (P2P) Kredit-Anbietern geändert.
P2P-Netzwerk
Bei P2P-Netzwerken sind alle Nutzer des Netzwerks gleichberechtigt und können Dienste in Anspruch nehmen und auch zur Verfügung stellen.
Im Fall von P2P-Krediten bedeutet das, dass jeder Teilnehmer entweder Geld aus dem Netzwerk leihen oder an das Netzwerk verleihen kann.
Die unzähligen Fintech-Unternehmen in dem Bereich treten also als Vermittler auf und matchen mit Ihren Systemen und Algorithmen die Kreditanfragen mit den Einlagen der Nutzer in Ihrem Netzwerk.
Rendite von bis zu 25 % und mehr pro Jahr
Für uns interessant wird es, wenn es darum geht dem Netzwerk Geld zur Verfügung zu stellen. Hier können Investoren ein Stück des Kuchens abhaben, der bisher den Banken vorbehalten war.
Die P2P-Kredit Anbieter werben mit Renditen von bis zu 25 % p.a. inklusive Rückkaufgarantie für die Bereitstellung von Geldmitteln! Heutzutage hört sich das fast unglaubwürdig an.
Aus eigener Erfahrung mit dem beliebten Anbieter Mintos* kann ich aber bestätigen, dass Renditen von rund 10 - 12 % im Jahr durchaus realistisch sind.
Doch Vorsicht ist geboten!
Von nichts, kommt nichts.
Das Risiko!
Natürlich ist das Ganze nicht ohne Risiko und sollte mit entsprechender Vorsicht genutzt werden. Eine große Rezession hat die relativ junge Anlageklasse noch nicht mitgemacht.
Was passiert, wenn ein Großteil der Schuldner zahlungsunfähig wird, kann man sich wohl denken. Auch die Rückkaufgarantie einiger Anbieter wird dann wohl nicht mehr weiterhelfen. Durch die aktuelle Corona-Krise und den sicherlich weitreichenden Folgen haben sämtliche Plattformen nun die Möglichkeit, ihre Krisentauglichkeit zu beweisen. Einige werden dabei vermutlich auf der Strecke bleiben. Gehen wir also der Frage nach, ob Krypto-Kredite in unsicheren Zeiten wie heute eine Alternative sein können.
Dazu schauen wir uns zuerst die Grundlagen an.
Was versteht man unter "Decentralized Finance"
Der Begriff "Decentralized Finance" (Dezentrale Finanzen) oder kurz "DeFi" beschreibt Finanzdienste, die auf einem Netzwerk, wie z. B. der Blockchain laufen.
Der große Vorteil dieser Technologie ist, dass im Idealfall einem Unternehmen oder Dritten nicht mehr vertraut werden muss. Die komplette Abwicklung und Steuerung der Finanzdienste erfolgt durch einen Software-Code ("Smart Contract"). Der Code definiert wie bei einem klassischen Vertrag, die Vertragsbedingungen und wird durch die Nutzer des Netzwerks dezentral überwacht und verifiziert.
"Defi" ist nicht zwangsweise dezentral
Der Begriff suggeriert es zwar, aber wirklich dezentral sind die heute
verfügbaren Finanzdienste nicht. Zwar werden "Smart Contracts" zur
Kreditvermittlung verwendet, der Code wird aber abhängig von der Plattform mehr oder weniger zentralisiert von einzelnen Personen, Stiftungen, Unternehmen, etc. kontrolliert und ausgeführt.
Insgesamt kann man festhalten, dass die Technologie hinter "DeFi" noch in den Kinderschuhen steckt und einige Risiken birgt. Wie auch in der analogen Welt können die offen einsehbaren Verträge bzw. der Programmcode Fehler oder Schlupflöcher enthalten, die natürlich auch ausgenutzt werden. Allein aus rechtlicher Sicht ist derzeit völlig unklar wie solche Fälle behandelt werden sollen.
Unternehmen die den Modebegriff "DeFi" für Ihr Marketing nutzen, verwenden zwar auch Software oder Blockchain basierende Systeme, halten diese aber unter Verschluss. Dadurch ist es für "Hacker" schwieriger Fehler im Code zu finden und zu missbrauchen. Zudem können die Anbieter im Zweifel rechtlich belangt werden. Unternehmen genießen daher, zumindest heute noch, ein höheres Vertrauen unter den Investoren.
Wie funktionieren Krypto-Kredite?
Krypto-Kredit Plattformen funktionieren ähnlich wie Pfandhäuser in digitalisierter Form. Anstelle von Uhren oder Schmuck wird eine Kryptowährung als Wert hinterlegt. Abhängig von der Höhe des hinterlegten Pfandes wird anschließend ein entsprechendes Kreditlimit gewährt.
Aus diesem Grund gibt es bei Krypto-Sofortkrediten auch keine Bonitätsprüfung für die Kreditnehmer. Wie bei anderen Darlehensformen fallen aber Zinsen an, die variabel ausfallen können.
Die Kreditauszahlung erfolgt üblicherweise innerhalb weniger Minuten in Euro oder alternativ in einer Kryptowährung, dessen Preis an eine gängige Währung gekoppelt ist (Stablecoin). Das bekannteste Beispiel für einen Stablecoin ist wahrscheinlich "Tether" (Kürzel: USDT) der den Preis des US-Dollars 1:1 widerspiegelt.
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Hinterlegung von Kryptowährungen als Sicherheit
Um die vollständige Rückzahlung des Kredites sicherzustellen, muss zuvor die Hinterlegung eines sogenannten "Collaterals" (Pfand oder Sicherheit) in Form einer Kryptowährung erfolgen.
Dieses Pfand ist für die Dauer der Kreditvergabe geblockt und wird erst nach vollständiger Begleichung inklusive der Zinsen vom Kreditgeber freigegeben. Durch dieses ausgeklügelte System kann auf eine zusätzliche Bonitätsprüfung verzichtet werden.
Was passiert bei Zahlungsunfähigkeit?
Üblicherweise wird ein Kredit in Höhe von rund 20 – 50 % des umgerechneten Wertes in Euro der hinterlegten Sicherheit gewährt.
Sollte der Kreditnehmer zahlungsunfähig werden, behält die Plattform die hinterlegte Sicherheit ein und verkauft diese schrittweise. Ziel ist es dabei das ursprüngliche Verhältnis zwischen geliehenem Geld und Gegenwert der hinterlegten Sicherheit immer wieder herzustellen.
Damit soll, zumindest in der Theorie, die vollständige Rückzahlung des Kredites sichergestellt werden.
Automatische Liquidierung bei sinkenden Kursen!
Sinkt der Preis des Collaterals, muss der Kreditnehmer entweder Geld bzw. Sicherheiten in Form von Kryptowährungen nachschießen oder das hinterlegte Asset wird durch den Anbieter bzw. den Smart Contract automatisch verkauft, bis hin zur Liquidierung.
Auch wenn die Auszahlung sofort durchgeführt wird und die Rückzahlung sehr flexibel gestaltet werden kann, ist daher äußerste Vorsicht für den Schuldner geboten.
Im Zweifel ist die hinterlegte Sicherheit schneller weg als einem lieb ist.
Erst im März 2020 hat mit dem großen Crash für einige ungewollte Liquidationen bei den Kreditnehmern gesorgt.
Ich persönlich kann daher nur davon abraten, Krypto-Kredite aufzunehmen!
Hebeln mit Krypto-Krediten
Für Profis besteht aber durchaus die Möglichkeit, mit dem Kredit zu hebeln und so bei Kursanstiegen größere Gewinne zu erzielen. Hierbei wird der Kredit dazu verwendet, mehr von dem als Sicherheit hinterlegten Asset zu kaufen.
Steigt der Preis des Collateral, entwickelt sich das Verhältnis von Kredit zu Sicherheit zum Positiven. Du könntest dann theoretisch einen weiteren Kredit aufnehmen oder durch den Verkauf des hinterlegten Collateral den Kredit mit Gewinn tilgen.
Hier muss dann aber der Markt auch so mitspielen, wie man das gerne möchte.
Zusammenfassung der Funktionsweise von Krypto-Lending
Das ganze Thema ist etwas komplexer. Daher hier noch einmal die Kreditvergabe an einem konkreten Beispiel:
1. Im ersten Schritt hinterlegst Du auf der Krypto-Plattform 1 Bitcoin als Collateral bzw. Sicherheit.
2. Für das Beispiel nehmen wir nun an, dass der eine Bitcoin zu dem Zeitpunkt, zu dem Du Deinen Kredit aufnehmen willst, umgerechnet 1.000 € wert ist.
3. Auf der Krypto-Lending Plattform bekommst Du nun automatisch ein Kreditlimit angeboten. Abhängig vom Anbieter und dem hinterlegten Asset, liegt der Kreditrahmen bei rund 20 – 50 % der hinterlegten Sicherheit, gemessen in Euro.
4. Gehen wir von einem Limit von 50 % aus, liegt dein Kreditrahmen zum aktuellen Zeitpunkt also bei maximal 500 €
5. Nimmst du das Angebot an, erfolgt innerhalb von wenigen Minuten die Auszahlung des Kredites in einer Fiatwährung oder einem Coin der eine Fiatwährung 1:1 abbildet (Stablecoin).
6. Wie bei anderen Krediten fallen auf die geliehen 500 € nun Zinsen an. Diese werden täglich von deinem Euro Kreditlimit eingezogen.
7. Der Kredit selbst kann variabel über verschiedene Währungen zurückgezahlt werden. Es gibt keine festgelegte Laufzeit oder Tilgung.
8. Kommst Du mit der Zahlung der Zinsen nicht mehr nach, oder fällt der Preis von Bitcoin, verschiebt sich das anfängliche Verhältnis zwischen Kreditsumme und hinterlegter Sicherheit.
9. Um einen Kreditausfall zu verhindern, wird ab einem bestimmten Verhältnis (meist bei 60 - 80 %) deine Sicherheit zu einem Teil verkauft, bis wieder das ursprüngliche Verhältnis von 50 % hergestellt ist.
10. Wenn du nicht rechtzeitig Geld in Form einer Rückzahlung der Kreditsumme oder Erhöhung des Collateral bereitstellst, kann es auch passieren, dass deine hinterlegte Sicherheit vollständig liquidiert wird. Dies geschieht abhängig von der Plattform entweder automatisch oder überwacht durch den Anbieter.
11. Steigt der Preis von Bitcoin, erhöht sich das Verhältnis zwischen Kredit und hinterlegten Wert positiv. Deine Kreditschuld verringert sich dann automatisch bzw. du hast die Möglichkeit, den Kredit zu erhöhen, bis wieder der Kreditrahmen von 50 % erreicht wird.
Passives Einkommen mit Krypto-Krediten
Kommen wir nun zu dem Thema, wie man ein passives Einkommen mit Krypto-Krediten aufbauen kann.
Die Anbieter und Smart Contracts benötigen genügend Liquidität, um die Kredite zu bedienen.
Daher gibt es die Möglichkeit Euro, Ethereum, Stablecoins oder andere Token bei dem Kreditanbahner zu hinterlegen und darauf Zinsen zu erhalten.
Zinsen bis zu 15 %
Die Zinsen sind je nach Plattform variabel und reichen von 1 bis 15 % je nach Asset und dem damit verbundenen Risiko.
Die Laufzeit der Einlage ist meist variabel. Bei dem Großteil der Krypto-Plattformen kannst du aber jederzeit über dein Geld verfügen. Das heißt, ein langfristiges Anlegen für mehrere Monate oder Jahre ist nicht zwingend notwendig.
Kredit Absicherung
Das Gute:
Bei Kreditausfällen und Liquidationen durch Kurseinbrüche werden, wie oben beschrieben, automatisch zuerst die Gläubiger begünstigt.
Das Risiko von Kreditausfällen ist zwar vorhanden aber im Vergleich zu den klassischen P2P-Krediten meiner Meinung nach berechenbarer. Wenn das Verhältnis zwischen Kredit und hinterlegtem Collateral einen sicheren Bereich verlässt, wird durch das zugrunde liegende System automatisch nachreguliert.
Ein kompletter Kreditausfall kann damit sehr gut verhindert werden.
Allerdings besteht nach wie vor das Plattformrisiko bzw. bei einem Smart Contract das Risiko eines Programmierfehlers.
Die Besteuerung von Gewinnen aus P2P- Krediten und Krypto-Lending
Immer wenn Gewinne erzielt werden, sind Steuern ein wichtiges Thema.
Um nicht nachträglich Probleme zu bekommen, solltest du dich noch vor dem Investment mit den in deinem Land gültigen Steuergesetzen auseinandersetzen.
Wie immer gilt: Im Zweifel ist ein Steuerberater zurate zu ziehen!
Hier mal eine Zusammenfassung meiner persönlichen Recherche für die steuerliche Betrachtung von Gewinnen aus P2P- und Krypto-Geschäften in Deutschland:
Gewinne aus P2P-Krediten
Fangen wir mit den P2P Kreditplattformen an, da hier die Rechtslage relativ eindeutig ist:
Auf Zinserträge von P2P-Plattformen wird eine Kapitalertragssteuer von 25 % fällig. Hinzu kommen zusätzlich der Solidaritätszuschlag (5,5 %) und ggf. die Kirchensteuer (8 - 9 %). Der Sparerpauschbetrag kann genutzt werden.
Da die meisten Anbieter wie z. B. Mintos keine Meldung an das Finanzamt machen, solltest du deine Steuererklärung abgeben und deine Zinserträge dort aufführen.
Weiterführende Informationen zur Besteuerung von Gewinnen aus P2P-Krediten findest du auf diesen Seiten kompakt zusammengefasst:
Gewinne von Zinsen aus Krypto-Krediten
Leider ist die Besteuerung von Gewinnen aus dem Krypto-Lending derzeit noch ein teilweise recht komplexes Thema.
Eindeutige Rechtsprechungen stehen noch aus. Als Ergebnis gibt es mehrerer Meinungen wie die Besteuerung der Zinsgewinne durch das Verleihen von Kryptowährungen oder Token zu erfolgen hat.
Für die Besteuerung von Krypto-Lending konnte ich folgende Informationen finden:
- Das Verleihen von Kryptowährungen und Token wird laut Expertenmeinungen als Sachdarlehen gesehen.
- Dies hat zur Folge, dass Gewinne aus Zinszahlungen oberhalb der Freigrenze (heißt wenn drüber sind die kompletten Gewinne zu versteuern) von 256 € mit dem persönlichen Steuersatz des Anlegers zu besteuern sind.
Doch damit nicht genug:
- Derzeit ist noch nicht geklärt, ob das Lending einen Einfluss auf die Spekulationsfrist für einen steuerfreien Verkauf der verliehenen Währungseinheit hat.
- Daher sollte aktuell vom „Worst Case“ ausgegangen werden, der eine Haltedauer von 10 Jahren für einen steuerfreien Verkauf vorsieht.
- Um das Thema noch komplizierter zu machen: Es muss weiterhin beachtet werden, wie die technische Gestaltung der Zinsgutschrift erfolgt.
Hier verweise ich aufgrund der Komplexität einfach auf den Beitrag von Cryptotax.io* – Einführung in Decentralized Finance (DeFi) und damit verbundene Steuerimplikationen. Teil 1: Borrowing & Lending
Wie schon bei den P2P-Kreditplattformen wird empfohlen jegliche Gewinne in der Steuererklärung anzugeben.
Für einen Überblick über die Besteuerung von Kryptowährungen kann ich das Buch Besteuerung von Kryptowährungen: Ein Überblick über die verschiedenen Steuerarten* empfehlen.
Krypto-Lending Anbieter an einem Beispiel
Nach den ganzen Grundlagen schauen wir uns nun im konkreten einen Krypto-Lending Anbieter im Kurzcheck an.
Da es in diesem Beitrag um Alternativen zu den bekannten P2P-Plattformen geht, beschränke ich mich lediglich auf zentralisierte Anbieter. Wie weiter oben bereits beschrieben handelt es sich dabei um Unternehmen, die Ihre Produkte und Dienste nach geltendem Gesetz u. a. in Deutschland anbieten dürfen. Je nach Firmensitz findet zudem eine Beaufsichtigung der lokalen Regulierungsbehörden statt.
Dezentrale Plattformen basieren derzeit hauptsächlich auf der Ethereum Blockchain, auf dem der Code ausgeführt wird. Die Smart Contracts sind nahezu unreguliert und unerprobt. Zudem sind die Plattformen sehr komplex in der Bedienung und bieten keine einfache Möglichkeit Steuerreports zu erstellen. Sie stellen für mich daher noch keine Alternative zu den klassischen P2P-Plattformen dar.
NEXO.IO Kurzcheck
8 % Rendite pro Jahr auf Fiat Währung und Stablecoins
Derzeit erhält man bei Nexo.io auf seine EUR, USD, GBP und Stablecoins 8 % Rendite. Die Ausschüttung der Zinsen erfolgt täglich auf das eigene Nexo Konto.
Sehr gut gefällt mir, dass über die eingezahlten Mittel jederzeit verfügt werden kann. Es gibt also keine Laufzeiten zu beachten. Sollte einem die Marktlage plötzlich „zu heiß“ werden, kann also ganz einfach der vollständige Investitionsbetrag mit Zinsen abgehoben werden.
Die Mindesteinlage für Euro Beträge beträgt derzeit 1.000 €. Das Limit soll aber demnächst weiter gesenkt werden.
Ein- und Auszahlungen erfolgen nach erfolgreicher Verifizierung ganz einfach per SEPA-Überweisung.
Fazit
Nexo.io ist eine der bekanntesten Krypto-Lending Plattformen in Europa und bietet einen einfachen Einstieg in das Thema. Die Bedienung ist von der Anmeldung bis zur Auszahlung selbsterklärend. Komplizierte Autoinvestor Einstellung werden schlichtweg nicht benötigt.
Ich persönlich nutze die Plattform selbst und hatte bisher keinerlei Probleme. Die Einzahlung, und noch wichtiger, Auszahlungen per SEPA Überweisungen wurden innerhalb weniger Tage durchgeführt.
Für die steuerliche Erfassung gibt es die Möglichkeit alle Zinszahlungen, als CSV Datei zu exportieren.
Ist das Krypto-Lending eine Alternative zu den klassischen P2P-Krediten?
Kommen wir nun zu der Antwort auf die Frage, ob für Investoren das Krypto-Lending eine Alternative zu den bekannten P2P-Plattformen sein kann.
Ich persönlich finde ja! Aber, natürlich reden wir hier von einer Hoch-Risiko-Anlageklasse. Das System hinter den Krypto-Krediten erachte ich persönlich aber transparenter als die klassische Bonitätsprüfung.
Vor allem im Krisenfall sollten hier größere Zahlungsausfälle besser verhindert werden können. Ob dies am Ende auch wirklich so ist, kann natürlich niemand garantieren und muss jeder für sich selbst abwägen.
Vertrauen in Kryptowährungen notwendig
Am Ende geht es wohl auch darum, ob man an ein langfristiges Bestehen von Kryptowährungen wie Bitcoin und Co, glaubt oder nicht. Immerhin werden durch diese Assets die Kredite abgesichert.
Wenn der Preis aller Krypto Collaterals schlagartig Richtung 0 fällt, würde das Kreditsystem vermutlich in sich zusammenbrechen. Ich persönlich halte dieses Risiko aber für sehr gering.
Ähnliches Problem besteht übrigens auch bei den klassischen P2P-Plattformen, die auf die Liquidität des Marktes angewiesen sind.
Stabilität in der Krise
Der Marktcrash im März, bei dem Kursverluste von bis zu 40 % und mehr verzeichnet wurden, konnten zumindest bei den zentralisierten Krypto-Lending Anbietern wie Nexo.io oder BlockFi nichts anhaben!
Gleiches kann man von den dezentralen Pendants leider nicht behaupten. Diese kamen durch die automatischen Abverkäufe doch ordentlich ins Straucheln, konnten aber immerhin die Einleger bedienen. Das oben beschriebene Pfandsystem für Kredite hat also zumindest aus Investorensicht funktioniert.
Dennoch kann ich das Investieren in „dezentrale“ Plattformen wie MakerDao oder Compound daher derzeit noch nicht empfehlen.
Weitere Gründe, die gegen diese Plattformen sprechen, sind die unerprobten Vertragsbedingungen der Smart Contracts und die sehr komplizierte Bedienung. Man muss sich schon sehr eingehend mit der Technologie beschäftigen, um nichts falsch zu machen. Abgesehen davon erschweren die nicht vorhandenen Steuerreports, die juristische Grauzone und die steuerliche Behandlung das Ganze zusätzlich.
Resume
Neben dem Kreditsystem gefällt mir persönlich vor allem die ständige Verfügbarkeit der Einlagen. Dies hat mich am Ende dann auch dazu bewogen, neben Mintos einen kleinen Prozentbetrag meines Portfolios auf der Krypto-Lending Plattform Nexo.io anzulegen.
Ich sehe das Ganze, ähnlich wie Kryptowährungen, als weitere Diversifikation in meinem Portfolio.
Bis jetzt wurden die Zinsen immer täglich gutgeschrieben und noch viel wichtiger: Das Auszahlen eines Teilbetrages hat selbst zu Krisenzeiten einwandfrei funktioniert.
Wie es in Zukunft weitergeht? Vor allem in den dezentralen Systemen sehe ich ein großes Potenzial. Allerdings bedarf es hier noch einiger Entwicklung und behördlicher Regulierungen, ehe ein „Otto-Normal-Investor“ sein Geld dort anlegen kann.
Sobald es hier Neuerungen gibt, werde ich berichten.
Über den Gastautor
Richard kommt aus der Nähe von Heidelberg und beschäftigt sich seit 2017 mit Begeisterung mit Bitcoin und allem, was mit dem dezentralen Geldsystem in Verbindung steht.
Auf seinem Blog Cryptotant erklärt er allen Finanz- und Technologieinteressierten die Funktionsweise von Kryptowährungen und stellt dazu passende Investitionsideen vor.
In regelmäßigen Abständen veröffentlicht er auf seiner Seite praktische Ratgeber, Anleitungen und Testberichte, in denen er die komplexen Themen, für jeden verständlich aufbereitet.
Noch Fragen?
Wie siehst du das Thema Krypto-Lending? Ist das etwas, das du dir mal näher anschauen wirst? Oder hast du vielleicht schon eigene Erfahrungen in diesem Bereich gemacht und kannst davon berichten?
Wir freuen uns auf deine Fragen und Kommentare!
Abschließend auch noch einmal der Hinweis auf die freaky finance Telegram Gruppe KryptoTalk. Komm gerne dazu!
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Titelbild: ©canva.com ©geralt (bearbeitet von V. Willkomm)
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firsthuman (Freitag, 19 Juni 2020 08:44)
Was passiert wenn die hinterlegten Cryptos als Sicherheit plötzlich nicht mehr ausreichen? Springt dann die Platform ein und begleicht den Schaden? Oder haben die sich gegen diesen Fall versichert?
Vincent (Freitag, 19 Juni 2020 09:04)
Moin firsthuman,
ich finde das ist im Artikel anschaulich erklärt.
Schau doch noch mal die Absätze "Zusammenfassung der Funktionsweise von Krypto-Lending" und "Kredit Absciherung" an. Ein Restrisiko bleibt wohl immer aber da würde ich auf eine positive Mischkalkulation tippen. Dass die vielen mit Gewinn verlaufenden Kredite, die wenigen wo es zu echten Ausfällen kommt, kompensieren können.
Vielleicht habe ich aber auch deine Frage nicht richtig verstanden. Dann hak gerne noch einmal präziser nach.
Beste Grüße
Vincent
Rina (Freitag, 19 Juni 2020 15:20)
Super interessanter Beitrag! Wirklich ein spannendes Thema und in dem Artikel sehr ausführlich beschrieben. Danke !
firsthuman (Freitag, 19 Juni 2020 17:42)
Hallo,
Hat nexio die Zinsen erhöht? Die schreiben derzeit von 10% auf ihrer Startseite.
Ich wollte mit meiner Frage darauf hinaus, was passiert wenn durch den Verkauf der Kredit nicht voll gedeckt werden kann, also bsp. Bitcoin fällt auf Null, verkaufen macht also keinen Sinn. Oder ein Crash geht so schnell das sie nicht genug verkauft bekommen. Gibt es in den Fällen noch weitergehende Absicherungen? Springt die Platform ein? Oder fällt der Restkredit direkt aus?
Richard (Freitag, 19 Juni 2020 21:09)
Hallo firsthuman,
ja, Nexo hat seit wenigen Tagen die Zinsen von 8 % auf 10 % erhöht. Allerdings musst du dafür mindestens 10 % deines Portfolios Wertes in dem eigenen Token "Nexo" halten. Ob der zusätzliche Aufwand und das Risiko die 2 % Wert ist, muss jeder für sich selbst abwägen.
Ich persönlich verzichte darauf, da der Nexo Token in seinem Preis sehr stark schwanken kann. Hier bin ich (für den Krypto Bereich) eher konservativ eingestellt.
Deine Frage bezüglich des Crashs auf Null ist eine spannende und wichtige Frage. Eine 100-prozentige Antwort darauf wird dir wohl keiner geben können. Aber ich kann davon berichten, was auf der Nexo Homepage steht. Ganz wichtig, Dokumente oder Zertifikate liegen mir nicht vor!
Schaut man sich auf der Homepage die Unternehmenszahlen an, wurden bisher wohl um die 1,5 Milliarden USD an Krediten vermittelt. Dagegen steht eine Versicherung von Lloyd’s London in Höhe von 100 Millionen USD, die aber wohl bei einem Konkurs einspringen würde.
Schaut man sich aber die Relationen an, bekommt man schon ein ganz gutes Gefühl dafür, ob man sein Geld dann zurückbekommt oder nicht. Immerhin, die Chancen auf dieses Szenario erachte ich persönlich als sehr gering, aber ist natürlich nicht auszuschließen.
P.s. Demnächst werde ich auf meiner Seite einen Nexo Testbericht veröffentlichen. Dort findet man dann noch einmal weitere Informationen.
Viele Grüße
Richard
firsthuman (Freitag, 19 Juni 2020 23:22)
Hallo Richard,
vielen Dank. Immerhin könnte eine Versicherung bei einem mittelgroßen Schaden helfen (Hackerangriffe und gestohlene Coins kamen ja auf anderen Platformen ein paar mal vor in der Vergangenheit).
„musst du XY% im Platformeigenen Token "Nexo" halten“:
Also für mich riecht so ein Coin sofort nach Pyramidensystem um damit dessen Wert zu gewährleisten. Das kann ja nur funktionieren solange neue Kunden kommen. Wie es bspw. bei der crypto.com Kreditkarte auch betrieben wird.
Alexander (Samstag, 20 Juni 2020 17:03)
moin,
lending gibt's doch auf fast jeder börse.
bei bitfinex gibt's für dollar um die 20% fast durchgängig.
für bitcoin lending um die 5%.
der nachteil ist nur das ich die coins auf der Börse habe.
einen guten überblick über die aktuellen zinsen gibt's zb. auf coinlend.org
mfg alexander
Richard (Samstag, 20 Juni 2020 21:45)
@firsthuman
Als Pyramidensystem würde ich den "Nexo"Coin nicht sehen. Am Ende ist er ein Utility Token dessen Preis durch Angebot und Nachfrage entsteht. Um die Nachfrage zu erhöhen, bietet er Nutzern der Plattform Vorteile. Das unabhängig davon wie viele Nutzer ihn verwenden oder nicht.
@Alexander
ja das ist korrekt. Anbieter für Lending gibt es inzwischen wie Sand am Meer.
Im meinem Artikel wollte ich aber explizit darauf eingehen, ob Krypto Lending eine Alternative zu P2P Krediten sein kann. Für einen Vergleich eignet sich derzeit Nexo für mich persönlich am ehesten da man direkt mit Euro investieren kann. Was aber nicht heißen soll, das es keine Alternativen gibt. Das Gegenteil ist der Fall und es kommen immer Anbieter auf dem Markt.
Grüße
Richard
Dennis (Donnerstag, 25 Juni 2020 17:35)
Hallo,
der Begriff Fiat ist leider im Fall von Nexo etwas zu ungenau. Hier werden eingezahlte Euro in sogenannte EURx umgewandelt. Das ist ein Token auf dem Ethereum Netzwerk. Was also, wenn es ein Bug im Smart Contract gibt?
Es gibt faktisch keine Zinsen auf Euro, sondern auf den Token.
Warum brauchen die hier einen Token? Dazu braucht es übrigens auch keine Blockchain...
Viele Grüße
Dennis
Richard (Donnerstag, 25 Juni 2020 20:17)
Hallo Dennis,
bei Nexo hast du die Möglichkeit Fiat Geld einzuzahlen und auch ausgezahlt zu bekommen. Es ist korrekt das intern deine "Euros" zu EURx, einem Token der den Euro 1 zu 1 abbildet, umgewandelt werden. Bei der Einzahlung wird auch darauf hingewiesen.
Ein Smart Contract Risiko besteht, viel wichtiger ist aber meiner Meinung wie der Token gedeckt wird. D. h. ist für jeden EURx auch tatsächlich ein "richtiger" Euro hinterlegt. Ist das nicht der Fall kann der Preis schnell ins wanken kommen. Laut Homepage garantiert Nexo hier immerhin ein 1 zu 1 Wechselkurs.
Der Grund warum intern auf EURx gewechselt wird kann ich nur vermuten. Der Anbieter ist leider nicht sehr transparent wenn es darum geht wie ihr "Nexo Orakel" im Detail funktioniert.
Das Orakel ist das Herzstück des Kreditsystems und steuert die Vorgänge. Ich vermute daher das der Wechsel erfolgt, um das ganze automatisiert ablaufen zu lassen. D. h. deine Einlagen in andere Token und Assets einfach und schnell wechseln zu können.
Gruß
Richard
Klonki (Freitag, 26 Juni 2020 19:57)
Vielen Dank für die Infos. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Kryptos nicht verstehe, aber das Thema doch interessant ist. Aber ich glaube da muss ich eine Finanzausbildung vorab machen, damit das was wird... ;)
Andreas (Mittwoch, 01 Juli 2020 10:01)
Hallo Alexander,
bzgl. Post #7 --> gibt es eine "earn interest" Funktion direkt bei bitfinex, oder geht das nur über coinlend.org? Außerdem steht bei Coinlend unter bitfinex 9,12% Zinsen für US-Doller. Ist der Betrag konstant, oder variiert dieser? (weil du ja von 20% schreibst)
Grüße Andreas
Alexander (Montag, 06 Juli 2020 06:51)
@andreas
das lending geht auch direkt über bitfinex, allerdings musst du dann jedesmal von hand dein angebot anpassen. der bot von coinlend macht das halt alles vollautomatisch. durch die offene api von bitfinex hast du auch die möglichkeit dir ein eigenen bot zu schreiben bzw. dir von jemanden einen bauen zu lassen. ( falls du jemanden kennst der sowas kann).
Bezüglich der Zinsen ist es sein anfang des jahres sehr volatile. im moment liegt das £ relativ stabil bei 15 bis 20 prozent. zur not kann man ja immer kurzfristig im depot die währung wechseln.
Tom (Montag, 01 August 2022 02:19)
Der Artikel ist falsch. 8 % auf Fiat nur bei Festanlagen und Ausschüttung erst am Ende der Laufzeit