Warum ich der P2P-Plattform Twino den Rücken kehre
Nach langem Auf und Ab: Tschüss!
Twino war fast zeitgleich mit Mintos* die zweite ausländische Plattform, auf der ich vor dreieinhalb Jahren aktiv wurde. Schon in meinem Erfahrungsbericht nach einem Jahr bei Twino habe ich von teilweise nicht investiertem Geld berichtet. So richtig in den Griff zu kriegen war das Problem nie. Aber für den ganz großen Frust und entsprechende Konsequenzen hat es auch lange nicht gereicht. Bis jetzt.
In Hamburg sagt man Tschüss!
Warum ich meinen Einsatz bei Twino* "aus dem Spiel genommen" habe, beschreibe ich in diesem Artikel.
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Twino - zu wenig interessante Kredite!
In der Vergangenheit lagen auf meinem Investorenkonto bei Twino* immer wieder große bis sehr große Beträge uninvestiert rum. Meistens fand der Autoinvestor dann aber doch früher oder später Kredite, in die er investieren konnte. Unzählige Male habe ich aber auch manuell nachgeholfen.
Diverse Anpassungen der Autoinvestoren haben keine langfristige Besserung gebracht. Selbst bei nur 10 % Zinsen ist nicht immer das komplette Kapital investiert, und das ist schon meine absolute Schmerzgrenze bei P2P. Ist ja nicht so, dass es woanders nicht mehr gäbe!
In der jüngeren Vergangenheit wurde das uninvestierte Kapital jedenfalls immer mehr, und es dauerte zunehmend länger, bis wieder genug passende Kredite verfügbar waren.
Wenn mein Geld "normal" investiert ist, erhalte ich zwischen 60 und 70 € Zinsen pro Monat bei Twino. Nachdem ich einen Monat mit 18 € und einen mit 34 € Zinsen dabei hatte, musste ich die Notbremse ziehen. Ich habe das Kapital, das ich selbst im Laufe der Zeit zu Twino überwiesen hatte, auszahlen lassen. Das sind 6.000 €. Traurig genug, dass das überhaupt auf Anhieb möglich war. Denn das heißt ja auch, dass dieser Betrag nicht investiert war!
Man kann aber laufende Kredite bei Twino auch einfach verkaufen. Auf- und Abschläge, was den Preis angeht, sind dabei nicht einstellbar. Allerdings muss man für jeden Kredit einzeln den Verkaufen Button klicken und nochmal bestätigen.
Nun verbleiben vorerst die im Laufe der Zeit erwirtschafteten Zinsen auf der Plattform. Aktuell ist bis auf 68 € alles investiert. Ich schau mir mal an, wie das weitere Investitionsverhalten über die Autoinvestoren dort ist. Wahrscheinlich wird es aber ein Abschied auf Raten. Wenn das verbleibende Geld nicht vernünfitig und ohne manuelles Nachhelfen in Kredite fließt, ziehe ich den Rest auch noch ab!
Netter Nebeneffekt: Auf Twino kann ich nun kein Geld mehr verlieren, das ich nicht eh auf Twino verdient hätte. Meinen Einsatz habe ich rausgezogen.
Die Rendite ist entsprechend der beschriebenen Umstände auch etwas gesunken: 10,87 % (vorher 11,63 %).
Gab oder gibt es eine Krise bei Twino?
2017 musste Twino einige Mitarbeiter entlassen, weil es insgesamt wohl nicht so lief, wie man es sich vorstellte, und die Zukunft der Plattform ungewiss erschien.
Ende 2018 wurde dann der konsolidierte Finanzbericht der Twino-Gruppe für 2017 veröffentlicht. Über 10,6 Mio Miese (nach -1,7 Mio in 2016) sind schon eine Hausnummer. Eine gute Zusammenfassung der teilweise unschönen reporteten Details aus dem Bericht hat die Plattform Explore P2P bereitgestellt:
Denny von re:think P2P-Kredite hat wie immer kritisch nachgefragt. Ein ausführliches Video-Interview mit Roberts Lasovskis von Twino (Leiter der Plattform) findest du hier. Die absolute Souveränität und Überzeugung hat der gute Mann da aus meiner Sicht auch nicht an den Tag gelegt. Insgesamt habe ich auch gar nicht das Gefühl, dass Twino Bock auf mich als Anleger hat. Da tun andere Plattformen wesentlich mehr, um ein positives Bild und Investmentgefühl bei den Investoren zu hinterlassen.
Seit Anfang des Jahres gibt es außerdem einige weitere Berichte, seien es Blogger oder andere Investoren in Foren, die einen Abschied von Twino* kundgetan haben. Ich schließe mich an. Tschüss Twino!
Neuigkeiten bei Twino
Seit Ende Mai ist auch der Einzelabschluss von Twino SIA (Muttergesellschaft der Twino-Gruppe) verfügbar.
Es gab eine erste Cashback-Aktion, die für mich persönlich aber auch völlig belanglos war: Für lettische Kredite konnte man einen Bonusprozent einsacken. Statt der für lettische Kredite üblichen 8 % gab es dann eben 9 % - ich brauch das nicht, weil mir das auch mit Bonus noch zu mickrig ist - jedenfalls bei P2P-Krediten. Aber immerhin 3.000 Investoren nutzten die Kampagne.
Außerdem wurde die sogenannte Währungseinfluss-Funktionalität überarbeitet. Man kann eben teilweise auch in den Heimatwährungen der Kreditgeber investieren. Unsereins wird in der Regel den Euro als Abwicklungswährung dieser Geschäfte bevorzugen. Somit ebenfalls kein Knaller.
Die Twino Plattform-Statistik für den Juni sieht folgendermaßen aus:
Die Pläne für den laufenden Monat hat Twino folgendermaßen formuliert:
Da ist auch kein Highlight dabei, das meinen Entschluss rückgängig machen würde ;)
Schon in unserem Twino-Rückblick auf 2017 hatten der Hobbyinvestor und ich davon berichtet, dass Twino in unserer Gunst an Boden verliert. Falls du es noch nicht kennst, schau dir auch das Video zu Twino an, das ich zusammen mit dem Hobbyinvestor im Rahmen unseres P2P-Jahresrückblicks gemacht habe.
P2P-Lesetipp: Das 1x1 der P2P-Kredite
Wie du richtig in Privatkredite investierst
Das Praxisbuch
über P2P-Kredite – alles, was du für erfolgreiches Investieren wissen musst
Was ist dran an dem aufstrebenden Anlagezweig? Sind P2P-Kredite der heilige Gral der privaten (Klein-)Investoren oder wieviel Risiko muss man
tatsächlich für Renditen jenseits der 10% in Kauf nehmen?
Zur börsenfernen Diversifikation, als Rendite-Booster und Quelle für passives
Einkommen erfreuen sich Privatkredit-Investments immer größerer Beliebtheit. Zurecht, finden Sebastian Wörner und Vincent Willkomm – denn in keiner anderen Anlageklasse kann man
so einfach, so schnell und mit so flexiblem Budget so hohe Renditen erreichen.
Als Privatkredit-Investoren der ersten Stunde kennen Sebastian und Vincent die Vor- und Nachteile der verschiedenen Plattformen wie Mintos, Bondora,
Twino und Co.; sie wissen, worauf man für eine maximale Risikostreuung über sämtliche Kreditarten und Länder achten muss und warum Kreditnehmer in Baltikum und Co. überhaupt bereit sind, so hohe Zinsen zu bezahlen.
In „Das 1x1 der P2P-Kredite“ nehmen die Autoren außerdem die Hintergründe von Peer-to-Peer-Krediten genauestens unter die Lupe und beleuchten alle
Facetten der aufstrebenden Anlageklasse. Sie berichten von ihren eigenen Erfahrungen aus der Praxis, geben unterschiedliche Anlagestrategien an die Hand und helfen, P2P-Kredite vollumfänglich zu verstehen – von A wie Autoinvest bis Z wie
Zweitmarkt.
Und bei dir so?
Was sind deine Erfahrungen mit Twino? Bist du meistens gut investiert? Reicht dir deine dort erzielte Rendite? Wie siehst du die Geschäftsberichte?
Ich bin gespannt auf dein Feedback und deine Meinung zu Twino!
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Ich freue mich auf deine Kommentare und Fragen!
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Titelbild: ©twino und ©pixabay.com ©geralt (CC0 Creative Commons; bearbeitet von V. Willkomm)
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Gurki (Donnerstag, 18 Juli 2019 13:41)
Moin,
ich habe vor nem halben Jahr oder sogar schon vor einem Jahr mein ganzes Geld bei Twino abgehoben, weil da "nichts" ging. Das hat mich genervt.
Ich bin mittlerweile nur noch mit einem geringen 4-Stellingen Betrag bei Mintos investiert.
Andreas66 (Samstag, 20 Juli 2019 14:54)
Hallo Vincent,
da ich die gleiche Erfahrung der sehr schleppenden Neuinvestments bei Twino gemacht habe, habe ich vor einigen Monaten alles verkauft und abgezogen.
Schade eigentlich, Twino lief bis vor 1 Jahr unaufgeregt gut im Hintergrund.
Gestern hab ich irgendwo gelesen, dass es einen CEO Wechsel bei Twino gab.
Schlechtes oder gutes Zeichen?
Liebe Grüße
Andreas
PS: gute Reisen mit deinem Freaky Mobile. Solltest dich ins Wald4tel verirren wollen gib Bescheid ���️
Philipp (Samstag, 20 Juli 2019 23:30)
Hey :)
Danke für den interessanten Artikel. Bei mir sieht die Situation allerdings eher anders aus. Bis vor ein paar Monaten liefen Neuinvestments schleppend, jetzt wird aber regelmäßig neu investiert. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich momentan nur rund 650€ auf Twino habe mit einer angegebenen Rendite von 11,1% (ca auch dasselbe in Portfolio Performance).
Wahrscheinlich liegt es bei dir an der doch relativ großen Summe, bei mir kommen die benötigten 10€ für ein Reinvestment nur alle paar Tage zusammen.
Ich werde die Situation kritischer beobachten, momentan aber bei Twino bleiben.
tbee (Mittwoch, 24 Juli 2019 21:35)
Ich hoffe mal die (eventuelle) Schieflage von Twino hat keine Auswirkung auf Viventor (die wohl über die Finstar Gruppe auch zu dem Konglomerat gehören) Das wäre Schade die Plattform schnackselt so richtig schön gerade bei mir...
grüße
Thomas
Vincent (Freitag, 26 Juli 2019 12:16)
@Gurki:
Mensch, lange nix von dir gelesen! Schön, dass du noch am Start bist.
Ich denke wann man einen vierstelligen Betrag in P2P-Kredite investieren will, kann man sich wirklich auf Mintos beschränken. Da hat man fantastische Möglichkeiten. Ich diversifiziere zwar gerne aber könnte es in der Konstellation vollkommen verstehen, es da einfach bei einem Investment beim Platzhirschen zu belassen.
Hast du das neue Invest & Access bei Mintos schon probiert?
Beste Grüße
Vincent
Vincent (Freitag, 26 Juli 2019 12:23)
@Andreas666:
Gut, auch zu erfahren, dass ich mit meinen Twino-Erfahrungen nicht allein bin.
Da waren ja einige schneller mit dem Kapitalabzug. Ich wollte der Plattform etwas länger die Möglichkeit geben, wieder besser zu performen.
Komischerweise ist wieder alles investiert, seitdem nur noch meine bis dahin erhaltenen Zinsen auf der Plattform liegen...
Das Freakmobil hat mich schon durch den wunderschönen Schwarzwald gebracht. Nun bin ich am Bodensee - auch toll! Österreich mache ich dieses Jahr auch wieder aber statt Waldviertel wird es diesmal Voralberg. Danach Allgäu und München.
Liebe Grüße ins Waldviertel!
Vincent
Vincent (Freitag, 26 Juli 2019 12:26)
@Philipp:
Danke auch für deine Erfahrungen.
Vielleicht macht es wirklich einen Unterschied, wie viel man bei Twino investiert hat. Seit dem ich nur noch meine Zinsen (ca. 1.800 €) dort habe läuft es auch wieder mit dem Autoinvest...
Beste Grüße
Vincent
Vincent (Freitag, 26 Juli 2019 12:28)
@tbee:
Viventor finde ich auch super. Kann deine Erfahrungen dort bestätigen!
Dass die mit Twino "verbandelt" sind wusste ich noch nicht. Interessant - danke für die Info.
Beste Grüße
Vincent
Mike (Samstag, 27 Juli 2019 22:19)
Hi :)
Ich kann im Moment nur über 6 Monate berichten, seit dem ich in Twino investiert bin. Aber das reicht aus für ein kurzes Statement. Ja, leider auch bei mir die letzten 5 Monate kaum Investitionen über den Auto-Investment-Portfolio Manager. Ständiges nervendes Eingreifen über den Portfolio-Builder, was auch nicht immer zum Erfolg führte.
Seit diesem Monat (also Monat Juli 2019) gab es endlich mal ein Ruck und es ging in der Automatik wieder vorwärts.
Ob das an Anastasija Oleinika liegt ? Wohl möglich. Sie lief in New York den „New York City Marathon“ und eine bildhübsche Vorsitzende der Twino -Gruppe ist sie auch :D... Dann drücke ich ihr mal die Daumen, dass sie die Karre aus dem Dreck zieht.
Ich bleib erst mal noch drin bei Twino. Wenn die Zinsen schlechter werden oder die Investitionen stecken bleiben, bin ich draußen.
VG Mike
Charles Friedrichsen (Montag, 12 August 2019 08:50)
Moin,
muß man wirklich jede einzelne Investition verkaufen, um sein eingesetztes Kapital vorzeitig zurück zu erhalten, oder gibt es noch einen anderen, schnelleren Weg?
Liebe Grüße und vielen Dank für den schönen Artikel
Charles Friedrichsen
Vincent (Dienstag, 13 August 2019 01:35)
Moin Charles,
wenn es schnell gehen soll, kenne ich nur die Variante, dass man das für jeden einzelnen Kredit bestätigen muss. Obwohl "schnell" in dem Fall natürlich relativ ist. Die andere Variante wäre dein Autoinvestor zu stoppen und zu warten bis sich eine größere Summe angesammelt hat. Und die dann abziehen. Am Anfang kann es schnell gehen, dass man nennenswerte Beträge zum Abziehen zusammen bekommt Später wird es dann irgendwann zäh. Ggf. kommt auch ein Mix aus den beiden Varianten in Frage.
Vielleicht hat einer der Leser hier sonst noch eine andere Idee?!?
Beste Grüße
Vincent